75 Prozent der Firmen sehen „gravierende Folgen“ durch demografischen Wandel – Fachkräfteengpass und Wissensverlust. Unternehmen fürchten Vergreisung der Belegschaft.
Angesichts des demografischen Wandels fürchten deutsche Unternehmen zunehmend Nachwuchsmangel, eine Vergreisung ihrer Belegschaften und den Verlust von Know-how in den Betrieben. Das ist das zentrale Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 20.000 Unternehmen, die der „Welt“ (Donnerstagsausgabe) vorliegt. DIHK-Präsident Hans Heinrich Driftmann sagte der Zeitung: „Der demografische Wandel wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Unternehmen in Deutschland.“ So rechnen drei Viertel mit gravierenden Folgen des demografischen Niedergangs für ihren Betrieb, bei größeren Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten sind es sogar fast 90 Prozent. An erster Stelle steht dabei ein Fachkräfteengpass, den jedes zweite Unternehmen befürchtet. Mehr als jedes vierte Unternehmen sieht den Fachkräftemangel bereits für das Jahr 2011 „als eines der größten Risiken“. Neben den Nachwuchssorgen treibt aber auch die spürbare Alterung ihrer Belegschaften die Unternehmen um. Jedes dritte Unternehmen sieht sich davon betroffen, in Industrie und Bau sind es sogar 40 Prozent.
„Die Unternehmen müssen künftig die Potenziale Älterer noch stärker nutzen“, erklärte Driftmann. „Die Unternehmen können dazu mit Maßnahmen wie zum Beispiel intelligenter Arbeitsorganisation, betrieblicher Gesundheitsförderung und der Weiterbildung Älterer einen wichtigen Beitrag leisten.“ Ältere Mitarbeiter müssten künftig besser gefördert werden, damit ihre Leistungsfähigkeit erhalten bleibt, schreiben die DIHK-Experten. Ein Viertel der Betriebe erwartet daher einen steigenden Weiterbildungsbedarf.
Mit der Alterung in den Betrieben wächst auch die Gefahr, dass das langfristig aufgebaute Wissen der Mitarbeiter schlagartig verloren gehen könnte. Jedes fünfte Unternehmen in der Industrie treibt die Sorge vor dem Wissensverlust um. Driftmann forderte, Reformen am Arbeitsmarkt sollten die Anstrengungen der Betriebe unterstützen. So wünsche sich fast jedes zweite Unternehmen einen flexibleren Kündigungsschutz zur Erleichterung der Einstellung Älterer. Auch an anderen Privilegien für die Älteren rüttelt der DIHK – so an der üblichen „Senioritätsentlohnung“. DIHK-Präsident Driftmann: „Künftig sollte es weniger mit dem Alter und der Betriebszugehörigkeit steigende Löhne, sondern durchweg leistungsbezogene Gehaltssysteme geben“.