Waffenspiele als Ritual bei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan offenbar weit verbreitet. Soldaten berichten von martialischen Posen und Fotos. Schütze und getöteter Soldat waren enge Freunde.
Waffenspiele als Ritual sind bei Bundeswehrsoldaten im Afghanistan-Kontingent offenbar weit verbreitet. Bei den Ermittlungen nach dem Tod des Hauptgefreiten Oliver O. am 17. Dezember 2010 sagten nach Informationen von SPIEGEL ONLINE mehrere Soldaten aus, in der Vergangenheit habe es Fälle gegeben, bei denen Soldaten die Waffen aus Spaß aufeinander gerichtet hätten. Einige von ihnen ließen sich dabei auch fotografieren.
Die Aussagen aus dem Feldjägerbericht lassen darauf schließen, dass Spielereien mit Dienstwaffen unter den Soldaten in Afghanistan üblich sind. So wurde ein Hauptgefreiter befragt, ob ihm Spiele unter den Soldaten mit ihren Dienstwaffen bekannt seien. "Ja, es wurden früher schon ein paar Fotos gemacht", antwortete er. Es gebe Bilder, auf denen zwei Hauptgefreite "sich gegenüberstehen und ihre Waffen aufeinander richten". Das sei aber nur "Spaß" gewesen, der Todesschuss hingegen "ein blöder Unfall, ein Zufall".
Ein weiterer Soldat bestätigte die unter Soldaten als "Poser-Fotos" bekannten Bilder. "Kameraden haben manchmal Poserfotos gemacht, bei denen sie sich mit Waffen in martialischer Pose fotografiert haben", sagte ein Hauptgefreiter aus. Andere Soldaten hingegen sagten auch auf Nachfrage, sie wüssten nichts über solche Vorfälle.
Unklar bleibt, warum die Aussagen der Soldaten über die Waffenspiele und das "Posing" in der Zusammenfassung des Feldjägerberichts nicht erwähnt werden. Der Report ging samt den Vernehmungen an die Staatsanwaltschaft Gera, die gegen Patrick S. wegen fahrlässiger Tötung ermittelt.
Abseits der Tatrekonstruktion wird in den Aussagen auch das persönliche Drama hinter dem Unfall deutlich. Mehrere Soldaten sagten aus, die beiden Hauptgefreiten Patrick S. und Oliver O. seien "nicht nur Kameraden, sondern Freunde gewesen", "wie Brüder" hätten sich die beiden verhalten. Nach dem En