Ifo-Präsident Sinn warnt vor Ausweitung des EU-Rettungsschirms: "Wenn wir die Haftungssummen nicht unter Kontrolle halten, kann die Krise der Südländer zur Staatskrise in Deutschland werden. Wenn wir eines Tages neben Spanien auch noch Italien retten müssten, wären auch wir pleite, denn die italienischen Schulden sind genauso groß wie unsere. Dann bräche alles mit einem großen Knall auseinander."
Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung in München, warnt davor, den Rettungsschirm für die Eurostaaten auszuweiten. Ansonsten könnten die Probleme der finanzschwachen Euroländer zu massiven Schwierigkeiten für Deutschland führen. "Zum Schutz vor einer Liquiditätskrise reicht der jetzige Rettungsschirm mehr als aus", sagte der Ökonom im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe).
"Und wenn wir die Haftungssummen nicht unter Kontrolle halten, kann die Krise der Südländer zur Staatskrise in Deutschland werden. Wenn wir eines Tages neben Spanien auch noch Italien retten müssten, wären auch wir pleite, denn die italienischen Schulden sind genauso groß wie unsere. Dann bräche alles mit einem großen Knall auseinander." Die "immer wieder zu hörende Behauptung", diese Rettungspakete müssten möglichst groß sein, um die Märkte zu beruhigen, und "in Wahrheit würden ja gar keine Zahlungen fällig", erfüllt Sinn "mit großer Sorge, denn sie ist unwahr".
Der Rettungsschirm dürfe im Übrigen nicht zur Vollkaskoversicherung gegen die Staatsinsolvenz werden. Sonst verschuldeten sich die Staaten "auch weiterhin hemmungslos", und zum Schluss werde Europa von einem Schuldenberg erdrückt. Sinn sprach sich auch gegen den Vorschlag aus, dass die Eurostaaten ihre Wirtschaftspolitik mit Hilfe einer gemeinsamen Wirtschaftsregierung stärker koordinieren: Das Wort Wirtschaftsregierung vernebele, um was es wirklich gehe: "Dahinter verbirgt sich der Wunsch nach einer Transferunion - die Defizite der Südländer würden durch die Nordländer bezahlt."