Milliardenabflüsse aus BRIC-Staaten. Bören in Brasilien, Indien, China unter Druck. Grund: Angst vor Instabilität und möglichen Unruhen wegen hoher Lebensmittelpreise.
Geschlossene Börsen, gestörtes Internet, Aufstand der Armen - internationale Investoren sind aufgeschreckt und drägen zum Rückzug aus den einst gefeierten Boomregionen. Die instabile Lage im Nahen Osten und die anhaltenden Unruhen in Ägypten haben die Akteure an den Kapitalmärkten verunsichert. Seit Beginn der Krise sind Investoren schlagartig aus den Schwellenländern geflohen.
Hat die Finanzindustrie die Schwellenländer bislang noch als Boomregionen mit überzeugendem Renditepotenzial gefeiert, so sorgt das Chaos nunmehr für einen raschen Abzug ihres Kapitals. Der Aufruhr in Ägypten hat den Anlegern die Augen geöffnet und das Bewusstsein über die Risiken in den Emerging Markets zurückkehren lassen.
Auf den weltweiten Aktienmärkten findet daher derzeit eine massive Umverteilung statt: Laut "Financial Times" haben Investoren in der vergangenen Woche Aktien aus Boom- und Schwellenländern im Wert von mehr als sieben Milliarden Dollar verkauft. Das sei der größte Mittelabfluss seit drei Jahren.
Neben den politischen Unruhen im arabischen Raum könnte laut "FT" die steigende Inflation in Schwellenmärkten ein Grund für den Strategiewechsel der Investoren sein. Diese beruht vor allem auf drastisch gestiegene Preise für Lebensmittel und Rohstoffe. Hohe Lebensmittelpreise gelten generell als die wahre Ursache für die Aufstände in Nordafrika. Doch das Problem ist praktisch in allen BRIC-Staaten vorhanden.
Während Ägyptens Banken und Geschäfte mittlerweile wieder teilweise geöffnet haben, bleibt die Börse nach wie vor geschlossen. Durch die Aussetzung des Handels seit Beginn der Unruhen können sich investierte Anleger derzeit nicht aus dem Land zurückziehen. Aus anderen womöglich ähnlich risikobehafteten Regionen ergreifen deshalb immer mehr Investoren die Flucht. Sie fürchten eine mögliche Ausbreitung der Ägypten-Krise und dirigieren ihr Geld vorzugsweise in den politisch stabileren Industrieländern.
Die indische Börse hat allein 2011 bereits 11% an Wert eingebüßt. Auch in den anderen Schwellenländern kam es zu Verlusten. Besonders schlimm betroffen sind die Aktienmärkte im arabischen Raum.