Natixis-Chefökonom: Deutschland braucht die Transferunion. - Eine Reihe von Südländern, zu denen auch Frankreich gehöre, habe sich, nicht zuletzt bedingt durch die deutschen Exporterfolge, deindustrialisiert. Einzige Lösung des Problems: Transferzahlungen.
Es liegt in Deutschlands eigenem Interesse, wenn die Euro-Zone zu einer Transferunion mit Finanzausgleich wird, wie es in föderalen Staaten üblich ist. Diese These vertritt Patrick Artus, Chefökonom der französischen Bank Natixis in einem Gastbeitrag für das Handelsblatt (Mittwochsausgabe).
Die Euro-Staaten mit finanziellen Problemen, schreibt Artus, könnten wahrscheinlich ihre Verbindlichkeiten nicht zurückzahlen. „Private durch öffentliche Gläubiger zu ersetzen, wie im Falle Griechenlands und Irlands, hilft da nicht weiter.“
Eine Reihe von Südländern, zu denen auch Frankreich gehöre, habe sich, nicht zuletzt bedingt durch die deutschen Exporterfolge, deindustrialisiert. Dies sei eine Entwicklung, wie sie sich auch im Süden der USA, in Ostdeutschland oder dem Mezzogiorno Italiens vollzogen habe, schreibt Artus weiter.
Bei nüchterner Abwägung seiner Interessen müsse Deutschland die Idee aufgeben, dass die notleidenden Länder sich erneut industrialisieren und dadurch zahlungsfähig werden könnten. Die Südländer könnten sich, wenn überhaupt, nur um den Preis einer sehr starken Lohnsenkung reindustrialisieren. „Die wäre politisch kaum akzeptabel und würde gleichzeitig die Nachfrage abstürzen lassen und damit die deutschen Exporte.“
„Die einzige Lösung, die günstig ist für Deutschland, besteht im Übergang zu föderalen Finanzbeziehungen – auch wenn viele Deutsche das Gegenteil glauben“, ist Artus überzeugt.