Was ist los mit Bundesbank-Chef Axel Weber? Wo liegen die waren Ursachen für seinen möglichen Weggang? Kann ein Notenbankchef ohne weiteres in die private Finanzindustrie wechseln? - Ist der Abgang von Axel Weber ein Alarmsignal?
von Michael Mross
Die Affäre um das zukünftige Schicksal von Bundesbank-Chef Axel Weber wirft Fragen auf. Warum wird er offenbar nicht EZB-Chef? Hat die Brüsseler Junta ihr Veto eingelegt? Warum verlässt er die Bundesbank, obwohl auch Kritiker eingestehen, dass er dort einen exzellenten Job macht? Einen Job, von dem er noch vor kurzem in einem Interview auf CNBC öffentlich gesagt hat, dass er ihn liebe und dass er sich keinen besseren vorstellen könne?
Wie kommt es zu den Spekulationen, dass er zur Deutschen Bank geht? Ist es rechtlich überhaupt möglich, dass ein Notenbankchef mit seinem gesamten Insiderwissen zu einer Privatbank wechselt und dieser so unermessliche Wettbewerbsvorteile verschafft?
Axel Weber scheint gut integriert zu sein in die internationale Notenbanklandschaft. Wie sagte er noch beim letzten Zentralbanktreffen im einsamen Jackson Hole/USA, als er befragt wurde, was denn die Zentralbankelite dort bespreche: „Notenbanker reden nicht übereinander, sonder miteinander“. – Kein Zweifel, Weber gehört zu jenen, die wissen, was los ist im Geldsystem.
Bei der EZB wäre er deshalb gut aufgehoben. Aber vielleicht hat ihn nicht Brüssel blockiert – vielleicht hat er selbst eingesehen, dass die Lage im Geldsystem immer aussichtsloser wird. Das Dilemma, immer mehr Schulden zu machen oder unterzugehen hat er sicherlich erkannt. Vielleicht geht er also aus eigenen Beweggründen? Vielleicht verabschiedet er sich ganz aus der Finanzwelt? Das Ausscheiden von Axel Weber ist auf jeden Fall ein Signal – ein negatives Signal.
Bei einer geschätzten Weltschuldenmenge von derzeit rund 100 Billionen Dollar werden dieses Jahr rund 5 Billionen Dollar an Zinsen fällig. Diese 5 Billionen können nur durch neue Schulden geschaffen werden. Das ist das tödliche Dilemma, in dem das Geldsystem steckt. – Staaten sind schon bis zur Oberkante verschuldet, der Privatsektor stockt, Banken sind vorsichtiger geworden. Die große Frage ist also: wo also soll das neue Geld = Schulden herkommen? – Sicherlich auch Fragen, die sich ein Notenbanker stellt.
Kein Wunder, dass Ben Bernanke gestern verlautbaren ließ, dass Sparmaßnahmen in den USA gegenwärtig keine gute Idee wären. Auch Bernanke weiß genau: Wenn das System nicht mehr aufschulden kann, dann zerbricht es. Der Zeitpunkt scheint nahe zu sein. Weiß Axel Weber mehr als er zugibt?