Die Berlinale versinkt im Sumpf der Korruption und der undurchsichtigen Machenschaften. Gegen den Berlinale Chef soll jetzt Strafanzeige gestellt werden. Regisseur Uwe Boll legt nach: Filmgebühren für die Reisen des Berlinale-Chefs Kosslick.
In der Auseinandersetzung mit Berlinale-Chef Dieter Kosslick legt Regisseur Uwe Boll nach. Er vermutet nicht nur „Unregelmäßigkeiten bei der Filmanmeldegebühr“, sondern stellt das gesamte Finanzsystem des Festivals in Frage, berichtet „Welt Online“. In dieser Woche hatte Boll eine Strafanzeige gegen Dieter Kosslick angekündigt.
Nun erhebt er neue, schwere Vorwürfe gegen den Berlinale-Chef. „Diese Strafanzeige stelle ich stellvertretend für all die zigtausend Bewerber, die ihre 125 Euro Anmeldegebühr aus eigener Tasche hinlegen und denken, sie hätten eine faire Chance – nur in Wirklichkeit haben sie keine“, sagte Boll „Welt Online“. „Das ganze Bezahlsystem gibt es nur, um die kleinen Regisseure auszurauben, damit die Berlinale ihre Kosten decken kann.“
Gemeint seien auch Auslandsreisen des Festivalchefs und seiner Mitarbeiter, auf denen sie Filme anschauen, die sie für die Berlinale interessant finden. Nach eigener Aussage hatte Kosslick etwa den für zehn Oscars nominierten US-Western „True Grit“ der Regiebrüder Joel und Ethan Coen auf einer dieser Auslandsreise für die Berlinale gewinnen können. Boll: „Ein Film, den ich mit einem Email für die Berlinale bekommen hätte, weil er schon seit zwei Monaten in den US Kinos läuft und dringend Werbung in Deutschland braucht! Für so was muss man nicht reisen!“
Doch Boll meint auch andere Auslandsbesuche. So habe Kosslick im „Focus“ über einen Besuch bei der Schauspielerin Cate Blanchett gesagt: „Wir kennen uns inzwischen recht gut und haben uns angefreundet, ich habe sie und ihre Familie letztes Jahr auch in Australien besucht!“ Dazu Boll: „Na, wer hat das denn wohl bezahlt? Hoffentlich nicht der Steuerzahler.“
Boll geht davon aus, dass Dieter Kosslick in diesem Stil bis zu 20 Reisen pro Jahr mache. „Natürlich immer mit der Begründung, er müsste Filme sichten und Leute treffen. Wenn er die Filme sichten würde, die gegen 125 Euro Gebühr eingereicht würden, bräuchte er nicht in der Weltgeschichte herumzugondeln“, sagte Boll.
Reisen seien für die Programmgestaltung und den Wettbewerb unerlässlich, argumentiert die Festivalleitung. Und: „Wenn der Festivalleiter oder Sektionsenverantwortliche auf Auslandsreisen aktiv um die Sichtung von Filmen bitten, entfällt für diese Filme die Anmeldegebühr. Das steht so in den Regularien“, sagte Frauke Greiner, Sprecherin der Berlinale. Im Übrigen sähen sie einer möglichen Strafanzeige von Boll „entspannt entgegen“. „Weiter möchten wir das nicht kommentieren“, so Greiner zu „Welt Online“.
Boll wertet Greiners Aussage als Eingeständnis einer unrechtmäßigen Praxis. „Sie sagt, dass das okay wäre und in den Richtlinien steht. Das stimmt nur leider nicht.“
„Ich wette, dass fast kein einziger Film, der im Wettbewerb der Berlinale läuft, die Anmeldegebühr bezahlt. Hier werden Gelder unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gezogen. Also müssten alle das Recht haben, ihre 125 Euro zurückzufordern“, sagte Boll. Nun sei es Sache der Justiz, die Finanzen der Berlinale zu prüfen.