Britischer Ex-Premier fordert weltweite Bankenabgabe und Finanzaufsicht. „Wir können nicht fortfahren wie bisher“. - „Die meisten Menschen machen sich immer noch keine Vorstellung vom Ausmaß des möglichen Zusammenbruchs."
Der ehemalige britische Premierminister Gordon Brown fordert von seinen früheren Amtskollegen mehr Anstrengungen für eine weltweite Bankenabgabe und eine international tätige Aufsichtsbehörde für globale Finanzinstitutionen. „Wir können nicht fortfahren wie bisher“, sagte Brown, 60, in einem Gespräch mit dem Hamburger Nachrichten- Magazin DER SPIEGEL.
Die Welt stehe an einer historischen Zäsur. Weil die Risiken, die von der Finanzbranche für die Weltwirtschaft ausgingen, auch in Zukunft gravierend blieben, müssten Staaten wie Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA vorangehen und einheitliche Regeln für das Bankenwesen festlegen. Doch im Augenblick lahme das Engagement dieser Länder: „Aktuell besteht die größte Gefahr“, so der Ex-Premier, „dass wir wieder in den alten Trott verfallen“.
Wie Brown weiter sagte, habe er auf dem Höhepunkt der Finanzkrise am 8. Oktober 2008 ein „Vabanquespiel“ betrieben. Damals kündigte er im Alleingang die umgehende Rekapitalisierung taumelnder Großbanken aus öffentlichen Mitteln an – ohne sicher zu sein, ob diese Maßnahme Erfolg haben könnte. „Wir wussten nicht, wie die Märkte und die anderen Regierungen reagieren würden.“
Schlimmstenfalls wäre er an jenem Tag zurückgetreten; seine Frau Sarah habe er bereits früh morgens instruiert, sich bereit zu machen für einen plötzlichen Auszug aus der Downing Street am Nachmittag. Sehr rasch seien dann aber die Regierungen vieler großer Staaten seinem Beispiel gefolgt.
„Die meisten Menschen machen sich immer noch keine Vorstellung vom Ausmaß des möglichen Zusammenbruchs“, erzählte Brown dem Magazin. „Es wäre eine kaum vorstellbare Katastrophe geworden.“ Was ihn selbst damals am meisten gesorgt habe, sei der „komplette Mangel an Führung“ gewesen, „sowohl bei den Banken als auch den Regierungen“.