Commerzbank-Chefvolkswirt sieht Ölpreis-Rally als Vorbote für hohe Inflation. "Wenn der Ölpreis auf 120 Dollar steigt, steht bei der Inflationsrate schnell eine drei vor dem Komma".
Bisher sei die Inflation kein großes Thema, da wegen der zurückliegenden Wirtschaftskrise die Arbeitslosigkeit in den meisten Ländern mit Ausnahme von Deutschland extrem hoch sei, was das Lohnwachstum bremse. "Man sollte aber nicht den Fehler machen, den starken Anstieg der Ölpreise zu unterschätzen. Er ist ein klares Warnsignal und könnte Vorbote einer allgemeinen Vermögenspreisblase sein", sagte Krämer.
Die Ölpreise sind in den vergangenen Tagen massiv gestiegen. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete am Dienstag mehr als 108 Dollar - so viel wie seit Herbst 2008 nicht mehr. Seit Jahresbeginn ist der Brentpreis um 13 Prozent geklettert. Für den jüngsten Preisschub sorgt die eskalierende Gewalt im wichtigen Ölförderland Libyen und die Sorge, dass die Unruhen auf weitere arabische Öl-Staaten übergreifen könnten.
Auch unabhängig von der Entwicklung am Ölmarkt rechnet Krämer mit einer anziehenden Teuerung: "Wenn die westlichen Volkswirtschaften die Krise in vielleicht zwei Jahren vollständig abgearbeitet haben, dürfte die Inflation steigen und eher zwischen drei und vier Prozent liegen als bei knapp zwei Prozent, wie es die EZB anstrebt." Die Verantwortung dafür sieht er bei den Zentralbanken. Diese beschäftigten sich heute stärker als früher mit Konjunktursteuerung und seien zu nah an die Politik gerückt. "In Zukunft wird es für die EZB nun schwieriger, Begehrlichkeiten der europäischen Politik abzuwehren und die Inflation niedrig zu halten", glaubt Krämer.