Griechenlands Premierminister Papandreou verspricht Rückzahlung von Schulden - aber erst mal steigen sie noch an. Kein Verkauf von Inseln. Kein Austritt aus Euro. Verständnis für deutsche Verärgerung bei Krediten.
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat Verständnis für die Haltung von Deutschen gezeigt, die den Finanzhilfen für Griechenland kritisch gegenüberstehen. Papandreou sagte der "Bild-Zeitung" (Donnerstagausgabe): "Es sind Kredite, für die wir Zinsen zahlen, und keine Geschenke! Und wir wollen die Kredite ja nicht, um alles so zu lassen, wie es war, sondern um Zeit für die nötigen Veränderungen zu gewinnen. Aber ich verstehe manchen Ärger der Deutschen. Ich kann mich nur bei ihnen bedanken."
Papandreou wies Forderungen deutscher Politiker zurück, griechische Inseln zu verkaufen, um Schulden abzubauen. "So etwas ist ausgeschlossen. Sie müssen einfach verstehen, wie wichtig diese Inseln für die Griechen und die griechische Geschichte sind." Griechenland habe enorme Summen im Verteidigungsetat ausgegeben, um die Inseln nahe der türkischen Küste zu sichern. Außerdem seien die Inseln ein Kulturerbe, das auch deutsche Touristen schätzen. Papandreou: "Wenn wir unsere Inseln an ein paar Superreiche verkaufen, sind sie danach für alle gesperrt. Wir wollen diese einzigartige Naturlandschaft behutsam und ökologisch entwickeln, das bringt viel mehr."
Rückzahlung von Schulden?
Papandreou hat in der Debatte um die europäischen Finanzhilfen für das angeschlagene Land eine komplette Rückzahlung von Griechenlands Schulden zugesichert. Papandreou sagte der "Bild-Zeitung" : "Ich verspreche Ihnen, Griechenland wird jeden Cent zurückzahlen. Die griechische Wirtschaft hat viel Potenzial und erlebt gerade einen Exportboom. Dies dank der nachhaltigen Strukturreformen und der Opfer, die das griechische Volk im vergangenen Jahr geleistet hat und immer noch leistet."
Papandreou verwies auf die zahlreichen Reformen seiner Regierung: "Wir haben binnen Monaten Reformen nachgeholt, für die andere Länder Jahrzehnte gebraucht haben. Frauen gehen zum Beispiel nicht mehr, wie es vereinzelt vorkam, mit 45, sondern alle mit 65 Jahren in Rente. Das ist ein Riesensprung." Papandreou betonte, dass es eine neue politische Kultur in Griechenland geben werde. "Für fünf pensionierte Beamten wird künftig einer eingestellt."
Gesamtverschuldung wird bis 2012weiter steigen
Griechenlands Premier Giorgos Papandreou hat angekündigt, dass die Verschuldung Griechenlands noch weiter steigen wird. “Die Gesamtverschuldung Griechenlands wird bis 2012 noch weiter steigen, da sind längere Rückzahl-Fristen einfach realistischer. Und die Märkte schauen nicht so sehr auf bestimmte Termine, sondern darauf, ob ein Plan klug ist und erfüllbar.“
Papandreou verwies auf die Reformen der vergangenen Monate in seinem Land. “Keiner hat uns das zugetraut, aber wir haben es geschafft. Wir tun das nicht nur für Griechenland, sondern für die ganze Euro-Zone. Davon profitieren auch die Deutschen.“ sagte er der Zeitung. Es mache keinen Sinn, wenn Griechenland den Euro-Raum verlässt.
Auf die Frage, ob Griechenland für eine Zeit den Euro-Raum verlassen solle, sagte Papandreou: “Nein, auch das macht keinen Sinn. Genauso wenig, wie es für Deutschland Sinn hätte, den Euro aufzugeben. Es würde die Banken zusammenbrechen lassen und damit auch die Wirtschaft.“ Europa habe sehr viel davon, dass Griechenland Mitglied der Euro-Zone sei. Papandreou sagte der Zeitung weiter: “Erstens kaufen wir viele deutsche Produkte und Dienstleistungen, was bei Ihnen Arbeitsplätze sichert. Und zweitens sind wir ein Stabilitätsanker in der Region gerade mit Blick auf den Balkan und die aktuellen Turbulenzen in den arabischen Ländern rund ums Mittelmeer.“