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Italiener Draghi EZB-Chef?

Chefökonomen plädieren für Italiener Draghi als neuen EZB-Präsidenten. FTD-Umfrage: Experten warnen gleichzeitig vor Übergewicht der Krisenstaaten an der Spitze der Europäischen Zentralbank.

 

 Chefvolkswirte führender Banken plädieren für den Italiener Mario Draghi als neuen Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB). Gleichzeitig warnen sie davor, die Macht an der Spitze der EZB zugunsten der Krisenstaaten im Süden zu verschieben. Das sind die Ergebnisse einer Befragung der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe). Die Volkswirte sollten bewerten, welchen Einfluss die Herkunft des EZB-Chefs hat, wie sich die nationale Zusammensetzung des Direktoriums auswirkt und wer nächster EZB-Präsident werden soll.

Was die Zusammensetzung des sechsköpfigen EZB-Direktoriums angeht, „sollte es keine Konzentration im Süden geben“, fordert Rainer Sartorius vom Bankhaus HSBC Trinkaus. „Eine relativ gleichmäßige Verteilung (der Direktoriumssitze) unter den Mitgliedsstaaten vermeidet, dass die Märkte den Eindruck gewinnen, die südlichen Staaten würden Allianzen formen und die Geldpolitik ihren Bedürfnissen anpassen.“

Die Warnung der Volkswirte berührt ein sensibles Thema. Sollte Italiens Zentralbankchef Draghi oder ein deutscher Kandidat im November auf den französischen EZB-Chef Jean-Claude Trichet folgen, müssten das derzeitige italienische Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi oder dessen deutscher Direktoriumskollege Jürgen Stark das mächtige Gremium verlassen. In beiden Fällen würde ein Franzose nachrücken. Hintergrund: Die vier größten Euro-Volkswirtschaften Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien sind immer im Direktorium vertreten. Die 13 kleinen Länder rotieren auf den beiden anderen Direktoriumssitzen.

Die Kandidatenkür der Ökonomen war eindeutig. Zwölf der 22 Befragten sprachen sich für Banca-d'Italia-Gouverneur Draghi als neuen EZB-Präsidenten aus. Luxemburgs Zentralbankchef Yves Mersch, der als möglicher Kompromisskandidat gilt, wurde von einem Ökonomen genannt.

Doch acht Ökonomen betonten, eine Dominanz hochverschuldeter Euro-Krisenstaaten könnte zumindest vorübergehend Probleme schaffen. Studien in der US-Notenbank Fed hätten gezeigt, dass die regionalen Fed-Präsidenten entsprechend ihrer Regionalinteressen Fed-Beschlüsse fassten, sagt etwa Edgar Walk vom Bankhaus Metzler. „Sollte der nächste EZB-Präsident aus einem hochverschuldeten Land kommen, würden die Märkte eine größere Wahrscheinlichkeit einpreisen, dass die künftige Inflation höher sein wird als die vergangene.“ Ulrich Kater von der Deka Bank plädiert dafür, dass sich das Direktorium aus „einer ausgewogenen Mischung“ stärkerer und schwächerer Euro-Staaten zusammensetzen sollte.

Das neue Direktorium könnte leicht den Verdacht einer Niedrigzinsallianz wecken, zumal wenn Draghi Chef wird. Der Präsident und sein portugiesischer Vize kämen dann aus einem Hochschulden- oder Krisenstaat.

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