Neues Buch von Richtard Dawkins: "Die Schöpfungslüge - Warum Darwin Recht hat". Vehemente Attacken gegen Kreationismus und fundamentalistische Religiösität.
Richard Dawkins gilt als einer der bekanntesten Evolutionstheoretiker der Neuzeit. In zahlreichen Werken widmet er sich dem Thema. Eines seiner berühmtesten Bücher "Das egoistische Gen" war ein Bestseller. Hauptthese: Lebendiges und auch Menschen sind nichts anderes als Überlebensmaschinen mit dem genetisch gesteuerten Auftrag, sich zu vermehren. Es ist das einzelne Gen, welches möglichst lange überleben will. Also: Im Grunde konkurrieren Gene, sprich einzelne Informationseinheiten miteinander, welche sich Wirte schafen, um in die Zukunft getragen zu werden.
Um möglichst lange zu "überleben" sind diese Gene einem enormen evolutionären Druck ausgesetzt. Doch dieser Druck erzeugt gleichzeitig die Artenvielfalt und - schönheit, wie wir sie kennen.
In seinem jügnsten Werk widmet sich der Autor gegen die Vorstellung, dass das Leben von Gott erschaffen sei, bzw. in irgendeiner Art und Weise willkürlich gesteuert ist. "Die Schöpfungslüge - Warum Darwin Recht hat" zeigt, dass der Mechanismus des Lebens nur ohne einen Schöpfer funktioniert. Im SPIEGEL online äüßert sich der Autor zu seinem neuesten Buch:
SPIEGEL ONLINE: Der amerikanische Genetiker Dean Hamer hat die Hypothese aufgestellt, dass der Mensch ein Gott-Gen besitze, dass wir alle also eine Art Prädisposition zu religiösem Denken besäßen.
Dawkins: Ich würde es vorzuziehen, wenn wir sagten, dass wir eine Menge genetischer Prädispositionen für eine Menge psychologischer Eigenschaften besitzen, aus denen sich unter den entsprechenden Umständen Religiosität entwickeln kann. Ich denke da auch an Dinge wie eine Prädisposition, Autoritäten zu gehorchen, was unter gewissen Umständen sogar nützlich sein kann. Oder an die, sich vor dem Tod zu fürchten oder bei einer Eltern-Figur Schutz zu suchen, wenn man Angst hat. Das alles sind voneinander getrennte psychologische Prädispositionen, die einen Menschen unter den entsprechenden kulturellen Umständen in die Arme der Religion treiben, mit der man aufwächst. Ich würde das nicht Gott-Gen nennen.
SPIEGEL ONLINE: Hat sich Religion in einem evolutionären Sinn nicht als außergewöhnlich erfolgreich erwiesen?
Dawkins: Die Idee, dass konkurrierende menschliche Gesellschaften aus religiösen Memen Kraft gewonnen haben, ist in gewissem Maße wahr. Mich erinnert das aber eher daran, wie in Großbritannien das rote Eichhörnchen durch das Graue verdrängt wurde. Das hat nichts mit einem natürlichen Ausleseprozess zu tun, es ist eine ökologische Erbfolge, ein Verdrängungswettbewerb. Wenn also ein Stamm einen Kriegsgott verehrt, dessen junge Männer in dem Glauben erzogen werden, dass es ihre Bestimmung ist, hinaus zu ziehen, als Krieger zu kämpfen und dass ein Märtyrertod einen direkt in den Himmel bringt, dann sieht man da eine Menge machtvoller, sich gegenseitig verstärkender Meme am Werk. Wenn derweil der konkurrierende Stamm einen friedvollen Gott anbetet und daran glaubt, die andere Wange hinzuhalten, wäre es denkbar, dass sich das nicht durchsetzt.
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SPIEGEL ONLINE: In Ihrem Buch sprechen Sie der Evolutionstheorie den Status eines mathematischen Theorems zu. Sind sie nicht genauso dogmatisch wie Ihre fundamentalistisch religiösen Gegner?
Dawkins: Es gab eine Zeit, da dachten die Menschen, die Erde sei flach. Dann wurde die Hypothese aufgestellt, die Sonne sei das Zentrum des Universums und danach die, sie sei das doch nicht. In dem Sinne, wie unsere Alltagssprache das Wort Tatsache versteht, ist es eine anerkannte Tatsache, dass die Erde um die Sonne kreist und unser Sonnensystem Teil der Galaxie ist, die wir Milchstraße nennen. Es gibt keine festgelegte Grenze, an der etwas aufhört, eine Hypothese zu sein und zur Tatsache wird. Man registriert erst im Blick zurück, dass etwas zur Tatsache geworden ist. Wissenschaftsphilosophen werden sagen, dass alles nur Hypothesen sind, die niemals endgültig bestätigt werden können, und dass wir alle aufwachen könnten und entdecken, dass alles nur ein Traum war. Aber in dem Sinne, wie wir alle normalerweise das Wort Tatsache benutzen, ist Evolution eine.
Quelle: SPIEGEL online