Maschmeyer soll an Gerhard Schröder rund eine Million Euro gezahlt haben. Schröder: "Sie als AWD-Mitarbeiter erfüllen eine staatsersetzende Funktion. Sichern Sie die Rente Ihrer Mandanten, denn der Staat kann es nicht."
Der Finanzvermittler AWD hat unter Carsten Maschmeyer seinen Kunden in bisher nicht bekanntem Ausmaß riskante Finanzprodukte verkauft, für die er gleichzeitig die höchsten Provisionen kassiert hat. Das berichet DER SPIEGEL in seiner neuen Ausgabe. So hat der Bereich "Immobilien / steueroptimierte Anlagen" in einem Jahr mit 31 Prozent so viel Umsatz gebracht wie kein anderer Bereich im AWD-Konzern.
Dabei wurden in diesem Bereich neben Immobilien vor allem geschlossene Fonds verkauft, die Anleger in dieser Form in vielen europäischen Ländern gar nicht kaufen können. So hat der AWD rund 47.000 Kunden allein in die verlustreichen Dreiländerfonds und die IMF-Medienfonds vermittelt. Interne AWD-Unterlagen zeigen, dass den Anlegern dabei hohe Renditen versprochen wurden. Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisiert: "Das Gros der Bevölkerung kann weder die Risiken einschätzen noch kontrollieren, ob die Versprechungen überhaupt eingehalten werden."
Dennoch vermittelte der AWD geschlossene Fonds ledigen Kunden bereits ab einem Nettoeinkommen von 1450 Euro im Monat, bei Verheirateten lag die Grenze bei 1850 Euro. Für den AWD waren die Produkte des Bereichs "Immobilien / steueroptimierte Anlagen" besonders lukrativ: Während das Unternehmen bei der Vermittlung einer Lebens- oder Krankenversicherung im Schnitt rund 275 Euro Gewinn machte, waren es bei der Vermittlung dieser Produkte 1120 Euro.
Besonders eng waren die Beziehungen des ehemaligen AWD-Chefs zu Bundeskanzler Gerhard Schröder, den er nach eigenen Angaben erst im August 2002 persönlich kennenlernte. 2004 trat Schröder als Gast vor AWD--Führungskräften auf und erklärte laut einer internen AWD-Mitarbeiterzeitung: "Sie als AWD-Mitarbeiter erfüllen eine staatsersetzende Funktion. Sichern Sie die Rente Ihrer Mandanten, denn der Staat kann es nicht."
Nach dem Ausscheiden aus dem Amt schloss Maschmeyer mit Schröder einen Vertrag und soll ihm rund eine Million Euro für dessen Memoiren gezahlt haben. Maschmeyer dementierte die Zahl gegenüber dem SPIEGEL nicht, Schröder ließ lediglich ausrichten, "dass er zu Privatangelegenheiten keine Auskunft gibt".