Diagnose-Betrug macht Patienten kränker. Ärzten erfinden Krankheiten, um mehr Geld zu kassieren. Bei Blinddarmentzündungen ließen sich 966 Euro pro Patient mehr herausholen, bei Herzkatheteruntersuchungen bis zu 3000 Euro.
Kriminologen haben eine neue Betrugsform im Gesundheitswesen aufgedeckt. Wie das Nachrichtenmagazin FOCUS unter Berufung auf den noch nicht veröffentlichten Report berichtet, werden von Ärzten Krankheiten erfunden, um mehr Geld zu kassieren. Studienautor Ralf Kölbel sagte FOCUS, dies ermögliche die vor acht Jahren eingeführte Abrechnungsmethode nach Diagnosen statt wie zuvor nach Liegezeiten.
Der Bielefelder Lehrstuhlinhaber für Kriminologie, Strafrecht und Strafprozessrecht zeichnet verschiedene Arten von Diagnose-Betrug nach. So werde bei Gallenblasenoperationen ebenso regelmäßig wie illegal eine Zusatzdiagnose verrechnet, die 2366 Euro einbringe. Bei Blinddarmentzündungen ließen sich 966 Euro pro Patient mehr herausholen, bei Herzkatheteruntersuchungen bis zu 3000 Euro.
Den Gesamtschaden kann der Juraprofessor FOCUS zufolge nicht benennen. Es sei aber „bezeichnend“, dass die Krankenhäuser nach Einführung des Abrechnungssystems nicht billiger wurden. Eigentlich sei im alten System, als Patienten möglichst lange im Haus behalten wurden, der Betrug an den Krankenkassen noch einfacher gewesen.