Lange haben die Zuschauer darauf gewartet: Endlich hört Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass ..?" auf. Ob er freiwillig geht oder ob es ein Rausschmiss war, ist unklar. Der Showmaster droht aber: „Ich verabschiede mich nicht vom Unterhaltungsfernsehen".
Im Juni moderiert Thomas Gottschalk die ZDF-Show „Wetten, dass ..?" zum letzten Mal, am Freitag erhält er den Grimme-Preis für sein Lebenswerk. Mit „Wetten, dass ..?" höre er zwar auf, sagte Gottschalk im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagsaugabe), dem Fernsehen aber bleibe er erhalten. Durch den bedauerlichen Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch, so Gottschalk, „hat sich für mich eine Tür geöffnet, durch die ich früher oder später sowieso hätte gehen müssen. Ich hätte sonst noch etwas weitergewurstelt, aber zu der Stärke, mit der ich mal angefangen habe, hätten wir natürlich nie mehr zurückgefunden. Ich verabschiede mich ja vorerst nicht vom Unterhaltungsfernsehen, sondern nur von „Wetten, dass ..?"
„Die Begeisterung, die ich bei Halbwüchsigen immer noch auslöse", sagte Gottschalk, „ist mir langsam etwas unheimlich. Ich genieße zwar die Verehrung dieser Zielgruppe, aber kann nicht für alle Zukunft darauf bauen, deshalb wende ich mich langsam einem Publikum zu, das noch alle vier Beatles aufzählen kann." In welcher Form genau, weiß der Entertainer noch nicht zu sagen, nur soviel: „Es muss doch irgendwas geben, das vom Anspruch her zwischen der F.A.Z. und ,Bauer sucht Frau’ liegt."
Um die Zukunft von „Wetten, dass ..?" ist Gottschalk nicht bange: „Natürlich ist das Umfeld viel schwieriger geworden, aber die Zutaten stimmen. Promis treffen auf normale Menschen, die etwas völlig Unnormales veranstalten. Ich rechne irgendwann mit einer Gegenreaktion auf diesen inszenierten Hype, der als „Reality" verkauft wird, werde diese allerdings nicht mehr im Amt erleben." Über viele Jahre, so Gottschalk, brauchte er nur „irgendwelche Spinner, die was Verrücktes konnten, und ein paar Prominente, die darauf gewettet haben. Das reichte für vierzehn Millionen Zuschauer." Beim heutigen Unterhaltungsfernsehen störe ihn, dass „es inzwischen Zuschauer gibt, die mehr wert sind als andere. Ein bescheuerter Dreiundzwanzigjähriger ist ,werberelevant’, auch wenn er nichts begreift, längst eingepennt ist oder nebenbei twittert. Ein Akademiker über fünfzig, der mit einem elfjährigen Sohn zuschaut, wird überhaupt nicht zur Kenntnis genommen. Der würde aber vielleicht merken, dass das gerade entdeckte ,Supertalent, in Wirklichkeit ein Profi ist, der mit seiner Nummer schon seit Jahren durch die Lande tingelt."
Und was bedeutet Gottschalk der Grimme-Preis? Der sei „eine Art akademische Anerkennung, über die sich erstmal alle die Kritiker ärgern, die mir immer wieder unterstellt haben, ich sei schwachsinnig. Schon deswegen freue ich mich. Allerdings habe ich mir den Preis ja eher ersessen als verdient. Durch besondere Einzelleistungen bin ich den Grimme-Leuten offensichtlich nicht aufgefallen. Ich befürchte ein bisschen, dass ich nur deswegen inzwischen leuchte, weil es in meinem Gewerbe um mich herum doch eher etwas düster geworden ist."