Kinder sollen künftig schneller und leichter Medikamente wie Ritalin gegen das sogenannte "Zappelphilipp-Syndrom" verabreicht bekommen.
Das sieht die neue Behandlungsleitlinie für die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vor, über die die "Süddeutschen Zeitung" (Freitagsausgabe) vorab berichtet. Bislang galt, dass Kinder nur dann Medikamente gegen eine ADHS erhalten sollen, wenn sie in schwerem Maße hyperaktiv, impulsiv und unkonzentriert sind.
Bald soll die Verschreibung für Schulkinder auch bei mittelschwerer Ausprägung direkt möglich sein; hier war bisher eine Verhaltenstherapie empfohlen, bevor zu Medikamenten gegriffen wurde.
Pillen gegen ADHS sorgen seit Jahren für Zündstoff in der öffentlichen Diskussion. Es darf erwartet werden, dass die neuen Empfehlungen Empörung auslösen werden. "Häufig wird angenommen, dass damit nur lebhafte Kinder ruhiggestellt werden sollen", sagt Tobias Banaschewski, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Zentralinstitut für seelische Gesundheit in Mannheim, der federführende Autor der neuen Leitlinie.
"Aber bei einer echten ADHS darf auf eine effektive Therapie nicht verzichtet werden." Die wissenschaftliche Literatur zeige, dass Medikamente deutlich wirksamer seien als eine Psychotherapie - und in der Regel gut verträglich. Zahlreiche Kinderpsychiater und ADHS-Experten teilen dem SZ-Bericht zufolge diese Einschätzung.
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