Euro-Staaten erwägen Umschuldung von Griechenland. Zweifel an Finanzierung durch Anleihen. "Risiko für alle Krisenländer". Die Last einer Umschuldung – ob in Form längerer Laufzeiten der Anleihen, ihrer Abwertung oder der Aussetzung von Zinszahlungen – trügen hauptsächlich Privatinvestoren wie Banken und Versicherungen.
In den Euro-Ländern bahnt sich eine drastische Kehrtwende im Umgang mit Griechenlands Staatsschulden an. Nach Informationen der Financial Times Deutschland (Mittwochsausgabe) aus mehreren Regierungen wird eine Umstrukturierung der Schulden (vornehmer Ausdruck für Schuldenschnitt) nicht länger ausgeschlossen. Grund sind wachsende Zweifel daran, dass Griechenland wie bislang erhofft im Laufe des Jahres 2012 an den Anleihemarkt zurückkehren und sich so teils selbst finanzieren kann.
Der Staat wäre damit auf höhere Kredite der Euro-Gruppe angewiesen. „Eine Verlängerung und Aufstockung des Hilfspakets wäre politisch nicht vermittelbar. Dann müssen Konsequenzen gezogen werden“, hieß es im Finanzministerium eines großen Euro-Lands. „Wir müssen dafür einen Plan in der Tasche haben“, sagte der Berater eines EU-Regierungschefs.
Eine Umschuldung der Griechen würde auch die anderen Euro-Krisenstaaten treffen: An den Finanzmärkten würde sofort spekuliert, ob auch Irland und Portugal umschulden müssen; die Risikoaufschläge auf deren Anleihen dürften steigen. „Die Probleme der drei Länder hängen eng zusammen. Es geht darum, den gordischen Knoten zu durchschlagen“, hieß es in der Euro-Gruppe.
Griechenland erhält seit Mai 2010 Kredite anderer Euro-Staaten sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Von den verfügbaren 110 Mrd. Euro ist knapp die Hälfte ausgezahlt, das Programm läuft bis 2013. Vom ersten Quartal 2012 an soll das Land nach geltender Planung seinen Finanzbedarf aber zur Hälfte auch wieder mit Anleihen decken. Damit sich dies rechnet, müssten die Zinsen auf griechische Staatspapiere allerdings deutlich sinken: Die Rendite zehnjähriger Bonds lag gestern Abend mit knapp 12,7 Prozent sogar höher als im Monat der Griechenrettung – und damit mehr als doppelt so hoch wie der Zins, den die Regierung in Athen für ihre Notkredite zahlt.
Die Last einer Umschuldung – ob in Form längerer Laufzeiten der Anleihen, ihrer Abwertung oder der Aussetzung von Zinszahlungen – trügen hauptsächlich Privatinvestoren wie Banken und Versicherungen. Heftige Kritik an einer möglichen Abwertung kam vom Versicherer Generali Deutschland: „Ein Haircut auf einzelne Länder wäre in der derzeitigen Situation das falsche Signal“, sagte Finanzchef Torsten Utecht der FTD. Die negativen Auswirkungen auf andere Länder und den Finanzsektor seien „kaum zu beherrschen“.
Griechenland hat eine Umschuldung bisher abgelehnt. Noch am Montag hatten IWF und EU solche Pläne dementiert. Finanzminister Giorgos Papakonstantinou ist nach FTD-Informationen inzwischen aber bereit, darüber nachzudenken.