Goldexperte Bruno Bandulet im Gespräch mit MMnews: Das Experiment Euro ist gescheitert. Politik zieht jedoch keine Konsequenzen. - Preisziel bei Gold: 2200 Dollar. Preisspitze im Sommer erwartet. - Geldsystem "im Endspiel". Kollaps noch in diesem Jahrzehnt.
Dr. Bruno Bandulet, Autor und Herausgeber von Gold&Money Intelligence im Interview mit MMnews zu Gold, Euro und Geldsystem.
Langfristig hält Bandulet ein Kursziel von 2200 Dollar bei Gold für möglich – wenn es nicht zu gravierenden „Zwischenfällen“ im Geldsystem kommt, was den Preis natürlich höher treiben könne. Der Goldexperte warnt jedoch aktuell vor übertriebenen Preiserwartungen bei Edelmetallen. Diese hätten nur dann eine Berechtigung, wenn das Geldsystem kollabiert. Dies sei aktuell aber noch nicht der Fall und die Notenbanken könnten das System durchaus noch einige Zeit per Gelddrucken am Leben halten. Eine „Preisspitze“ bei Gold und Silber erwartet Bandulet bis Sommer. Dennoch besteht die Gefahr, dass sich Investoren demnächst aus dem Rohstoffsektor etwas zurückziehen könnten, weil dieser überhitzt sei.
Das Finanzsystem befinde sich nach Einschätzung Bandulets im „Endspiel“. Allerdings könne man in einem ungedeckten Papiergeldsystem den Kollaps noch lange hinauszögern. Die Frage ist, ob QE2 beendet wird. Dieses wird wohl auch der Fall sein – aber wenn die Fed dann merkt, dass es nicht funktioniert, werden sie das Gelddrucken wieder aufnehmen.
Euro und Dollar befinden sich in einem Hässlichkeitswettbewerb. Ob der Euro gegen Dollar steigt oder umgekehrt, spielt praktisch keine Rolle. Das gelte auch für den YEN. Alle Währungen seien marode, so Bandulet.
Das „Experiment Euro ist gescheitert“, konstatiert der Goldexperte. Die Politiker ziehen allerdings keine Konsequenzen daraus. Das einzige, was sie machen, ist, die Schulden zu erhöhen um Zeit zu gewinnen. Aber der Euro ist auf der Intensivstation: So wie er versprochen und konzipiert wurde, ist der Euro definitiv gescheitert. Der Bankrott einzelner Euro-Staaten erscheint unausweichlich und bei Griechenland dürfte das schon dieses Jahr der Fall sein. Spätestens wenn Spanien unter den Rettungsschirm muss, zerreißt es den Euro.
Der Dollar ist zwar nicht besser, aber er hat den Vorteil einer einheitlichen Willensbildung. Die US-Eliten beherrschen und manipulieren den Dollar, so wie sie wollen. Abwertung und dann wieder Aufwertung – damit China bei der Stange bleibt – das alles findet man beim Euro nicht. "Es ja nicht nur der Euro eine Fehlkonstruktion sondern auch die gesamte EU", urteilt Bandulet. Der Euro selber wirkt als Spaltpilz, Deutschland wird in Europa immer unbeliebter.
Es wäre für die europäische Verständigung viel besser, man ließe einige Länder einfach „raus gehen“ oder das Deutschland selbst aus dem Euro austritt: das wäre die eleganteste Lösung, weil dann die Schulden der anderen abgewertet würden und genau das ist es, was die Pleite-Länder brauchen. Dass ein Land mit einer starken Währung Probleme bekomme, sei schlichtweg falsch. Deutschland habe seit 1960 sehr gut mit der Aufwertung der DM gelebt. Und statistisch ist es so, dass kein Land mit einer starken Währung je ärmer geworden sei – im Gegenteil.
Für das Geldsystem schlägt die Stunde der Wahrheit noch in diesem Jahrzehnt, meint Bandulet. Was danach komme, sei schwer zu sagen. Eine Art goldgedeckte Währung sei wahrscheinlich. Wichtig ist, dass der Anleger sein Portfolio so defensiv auslegt und wehrfähig macht, dass er durch solche Entwicklungen nicht vernichtet wird.
Michael Mross traf Bruno Bandulet am Rand des Denver Gold Congress in Zürich: