S&P senkt den Ausblick für US-Anleihen auf „negativ“. Dies war der erste Warnschuss von S&P, der nächste könnte tödlich sein. US-Haushalt als wichtigster Wirtschaftsindikator der Zukunft. Kurse brechen weltweit ein. Wer kauft ab Juli US-Staatsanleihen, wenn QE2 ausläuft und Pimco als Käufer ausfällt?
von Andreas Männicke EAST STOCK TRENDS
Die US-Rating-Agentur „S&P“ senkte den Ausblick von langfristigen US-Staatsanleihen von stabil auf „negativ“. Gold stieg als „Krisenwährung“ auf ein neues Allzeit-Hoch von 1498 USD und Silber auf 43,53 USD/Unze. Der Dollar stieg aber auf 1,42 EUR/USD. Die Anleger sind zutiefst verunsichert.
Dabei war diese Anpassung von S&P bei den US-Anleihen schon lange notwendig, wobei die Beibehaltung des AAA-Rating wohl eher ein Politikum ist, denn ein Downgrade der US-Anleihen könnte auch einen Dominoday bei den Aktienmärkten herbeiführen. Fast zeitgleich könnte Griechenland die Puste ausgehen. Dies war der erste Warnschuss von S&P, der nächste könnte tödlich sein. Es war gleichzeitig auch eine Ohrfeige für Obamas bisherige Haushaltspolitik.
Nun müssen Obama & Co zeigen, dass sie auch wirklich sparen und den Haushalt wieder sanieren können, sonst droht ein Downgrade auf „AA+“. Dieses erscheint in Anbetracht der desaströsen Haushaltspolitik schon lange angebracht, aber noch schont man Obama und die Anleger. Ein Downgrade auf „AA+“ könnte eine Kurslawine an den Aktienmärkten ins Rollen bringen. Zudem sind die Anleihen-Zinsen in Griechenland auf 20% angestiegen: hier wird dieses Jahr ein Cut erwartet, was eine Warnung und einen Dämpfer für alle Anleihenbesitzer werden könnte.
Obama will in den nächsten 12 Jahren 4 Billionen USD beim US-Haushalt einsparen. Der IWF hatte die USA schon mehrfach zum Sparkurs aufgefordert, da das jährliche Defizit mit über 10% des BSP viel zu hoch war. Auch die Kreditwürdigkeit der USA und die Währung stehen damit auf dem Spiel. Der Dollar sank zuletzt trotz der Portugal-„Regenschirm“-Krise auf 1,44 zu Euro, korrigierte jetzt aber auf 1,42. Jetzt kommt nach langem Zögern die erste Antwort von Obama. Während die 38 Mrd USD an Einsparungen zwar hart erstritten, aber viel zu wenig in Anbetracht des Haushaltsbilanzdefizit von 1,6 Billionen USD waren, hat der neue Sparkurs schon eine andre Größenordnung. Die kumulierten US-Gesamtschulen belaufen sich auf 14,2 Billionen USD.
Das Sparprogramm betrifft alle Bereiche. Bis 2013 sollen zunächst 770 Mrd. USD in den Bereichen Sicherheit und Soziales eingespart werden, davon allein 400 Mrd. USD bei Verteidigungsbudget, der der größte Etatposten des US-Haushalts mit über 700 Mrd .USD im Jahr ist. Das würde bedeuten, dass in jedem den nächsten beiden Jahre 200 Mrd. USD beim Verteidigungsetat eingespart würden. Ich würde das sehr begrüßen, rechne aber damit, dass die Rüstungslobby erfolgreich opponieren und insistieren wird. Bei dem Sparprogarn will Obama die Unternehmensteuren verringern, die Steuern für Reiche aber erhöhen. Schon durch diese Maßnahmen soll das Haushaltsbilanzdefizit bis 2015 auf 2,5% des BSP sinken.
Die Republikaner bezeichnen das Sparprogram als unzureichend und fordern Einsparungen um 6 Billionen USD in den nächsten 10 Jahren. Sie sagen zwar noch nicht ganz genau wie sie das erreichen wollen, es ist aber klar, dass dann vor allem beim Sozialetat und weniger beim Verteidigungsetat gestrichen wird.
Ein großes Problem wird es in Zukunft ab 1.Juli 2011 sein, US-Staatsanleihen zu platzieren, weil dann – angeblich - das QE2 der FED ausläuft und PIMCO keine US-Staatanaleihen mehr kaufen will. Kommt dann etwa jetzt doch notgedrungen ein QE3 im Sommer? Es würde aber noch mehr Probleme bereiten, wenn S&P tatsächlich den Mut besitzt, amerikanische Anleihen auf „AA+“ herunterzustufen, was überfällig wäre. In jedem Fall wird jetzt jeder Analyst auch sehr sorgsam die monatlichen US-Haushaltsbilanzdefizite-Zahlen unter die Lupe nehmen und auf die Waagschale legen. PIMCO hat alle US-Staatsanleihen verkauft und ist sogar mit 3% des Fondsvermögens bei US-Staatsanleihen short gegangen, was ein einmaliger Vorgang ist. Wenn es nicht hinreichend Käufer für US-Staatsanleihen gibt, kann dies sogar ohne FED-Zinserhöhung zu steigenden Zinsen in den USA führen.
Auch der RTS-Index gab gestern um fast 4% auf 1950 Indexpunkte durch reine Gewinnmitnahmen nach, was zeigt wie volatil der russische Aktienmarkt ist. Der RTS-Index befand sich im Hoch schon bei über 2100 Indexpunkten und war damit seit Jahresbeginn schon fast 20% im Plus. Jetzt kommt die Ernüchterung durch Gewinnmitnahmen und hohe „Vola“, was aber typisch für den russischen Aktienmarkt ist. Die Panikreaktionen gingen also rund um den Globus. In Russland sind nach der von mir erwarteten und angekündigten Korrektur aber auch die Reboundchancen am höchsten. Anleger sollten daher genau auf die Signale der nächsten Tage achten.
Im meiner letzten Kolumne schrieb ich noch: „Sie müssen aber auch zum Traden bereit sein und hohe Kursschwankungen managen können, die es wieder geben wird.“ „Der heutige Tag hat mir einmal mehr Recht gegebenen. Dabei bleibe ich auch. Einige Aktien wie Gazprom verloren über 3% an diesem Tag. Dagegen konnte der Ölwert MOL aus Ungarn im Kurs sogar zulegen. Auch de Börse Bukarest aus Rumänien erreichte ein neuen Jahres-Hoch und bleibt damit einer der Top-Performer der Weltbörsen. Nachzulesen sind die neuen Chancen auch im aktuellen EAST STOCK TRENDS (EST) mit einem Südosteuropa- und Mongolei-Special. Beachten Sie aber auch die Im EST angegebenen Stopp-loss-Marken für die globalen Märkte. Bestellen Sie daher jetzt ein Probe-Abos des EST (3 Ausgaben per e-mail zu 15 €) unter www.eaststock.de und melden Sie sich zum nächsten ESI-Ostbörsen-Seminar „Go east!“ am 12. Mai 2011 um 16.00 Uhr in Frankfurt/M an.