Silberpreis im freien Fall. Was sind die Ursachen für den größten „Post-Hunt-Preisverfall“? Auch Gold unter Druck. - Edelmetalle zum "Sonderangebot".
von Michael Mross
Wer sich dieser Tage den langfristigen Chart des Silberpreises anschaut, der vermag durchaus Parallelen zu 1980 erkennen. Doch Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht. Dieses mal ist alles anders.
Damals cornerten die Hunt-Brüder den Silberpreis. Ein einzelner Käufer versuchte den Markt nach oben zu manipulieren. Am Ende zerbrach die Spekulation. Massenhafte Zwangsverkäufe ließen den Silberpreis ins Bodenlose fallen.
Heute sind es keineswegs irgendwelche Einzelspekulanten, welche den Silberpreis nach oben trieben. Es ist vielmehr die „breite Masse“. Immer mehr Menschen rund um den Globus kaufen Silber und Gold, um ihr Vermögen in die Zukunft zu retten. Haben jetzt alle auf einmal verkauft?
Keineswegs. Ich kenne keinen einzigen Silberkäufer, der „oben“ verkauft hätte – und ich kenne viele! Wer heute Silber kauft, der tut es in der Regel nicht eines kurzen Spekulationsgewinns wegen – sondern als langfristige Absicherung.
Trotz oder gerade wegen der Kapriolen an den Terminmärkten: Silber ist physisch immer noch knapp. Die Preise beim Silber-Dealer koppeln sich immer mehr ab von dem, was die Börsen vorgeben.
Es gibt viele Erklärungsversuche, den aberwitzigen Kursbewegungen auf die Schliche zu kommen. Ich persönlich bin der Meinung, dass die letzten starken Kursbewegungen nach oben durchaus mit Short-Covering großer Investmenthäuser zu tun haben könnten. Einige Marktbeobachter sprechen bei der jetztigen kräftigen Abwärtsbewegung von künstlicher Preisdrückung, Manipulation.
Wie auch immer: Fakt ist, dass die Preisbewegung bei Silber in den letzten Wochen übertrieben war. Dass der Preis jetzt runter kommt, kann nicht verwundern. Ich finde es sogar gut.
Endlich kann man seinen Silbervorrat wieder zu erschwinglichen Preisen aufstocken. Nutzen Sie das von der US-Terminbörse künstlich erzeugte „Sonderangebot“ um in kleinen Schritten weiter zu kaufen. Silber bei 37 ist besser als Silber bei 50 USD. Vielleicht fällt es sogar noch tiefer. Wen juckts? Kein seriöser Silberbesitzer würde sich von seinem Edelmetall trennen – im Gegenteil: er nutzt die Gunst der Stunde zum Aufstocken.
Die Preise für Edelmetalle haben schon lange nichts mehr mit Angebot und Nachfrage zu tun. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Börse ausgespielt hat. Dann zählt nur noch der Preis, den der Händler vor Ort für physische Ware verlangt. Und dieser Kurs wird sich auf lange Sicht vom Preisdiktat der Börse abkoppeln.
Unter diesen Umständen kann man das Silberpreis-Spektakel nur amüsiert betrachten. Freuen wir uns über die niedrigeren Preise! Papiergeldsysteme kommen und gehen. Gold und Silber bleiben!