Das meint jedenfalls Martin Weiss, Chefredakteur von Sicheres Geld:
"Ein Minus von 20% ist die in den USA weit verbreitete Marke, an der zahlreiche Analysten die Trennlinie zwischen Korrektur und Baisse ziehen.
Sie ist natürlich völlig beliebig festgelegt und hat für analytische Zwecke keine Bedeutung. Aber die Medien nehmen sie ernst - und mit ihnen die vielen naiven Anleger, die ihnen unreflektiert folgen.
Ich betrachte den Kursrückgang der Aktienmärkte als Bestätigung unserer Rezessionsprognose. Und natürlich als Validierung unserer extrem vorsichtigen Anlagestrategie, die wir zunehmend um produktempfehlungen ergänzt haben, die auf fallende Kurse setzen.
Suche nach dem Boden beherrscht das Denken der meisten Marktteilnehmer. Wie üblich in Zeiten fallender Kurse, sind die meisten Analysten und Medien derzeit damit beschäftigt, den baldigen Boden dieser Baisse zu prognostizieren.
Damit erzählen Sie Ihnen, dass Sie die Augen vor den ökonomischen Realitäten verschließen sollen. Sie raten Ihnen, die an allen Ecken und Enden explodierenden Finanzmarkt-Tretminen zu ignorieren. Und sie beschwören die Ende der 90er Jahre zum Credo erhobenen Anlagestrategie, Aktien langfristig zu halten, durch dick und dünn.
Wie damals schon verschweigen sie auch jetzt, dass langfristig für ein typisches Anlegerleben eindeutig zu lang sein mag und dass es selbst im Wirtschaftswunderland Amerika Zeiten gab, in denen Anleger mehrere Jahrzehnte warten mussten, bis sie ihre Einstandskurse wiedersahen.
Ich glaube, dass diese Ratgeber nicht nur falsch liegen mit ihrer Markteinschätzung, sondern sich auch intellektuell unredlich verhalten. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für überaus groß, dass die Aktienmärkte erheblich tiefer fallen werden.
Dow Jones Industrial Average versus Bankenindex
Der KBW Bankenindex umfasst die größten Finanzinstitute Amerikas. Von seinem bereits im Februar 2007 erreichten Höchststand aus gerechnet hat dieser Index bereits 62% verloren. Er hat damit nicht nur sämtliche Kursgewinne seit dem Ende der Baisse 2000 bis 2002 wieder abgegeben, sondern steht sogar niedriger als am Paniktief des Jahres 1998, als die spektakuläre Pleite eines großen Hedgefonds das Finanzsystem an den Rand des Zusammenbruchs brachte.
Wenn der Dow die Kursbewegung nachvollziehen sollte, die der US-Bankenindex bereits hinter sich hat, dann ergibt sich ein Kursziel von 5.400 Punkten.
Die im Oktober 2002 erreichten Tiefs der damaligen Baisse lagen bei rund 7.700 Punkten im Dow, 770 im S & P 500 und 1.100 im Nasdaq Composite Index. Einen Kursrückgang in diesen Bereich halte ich für überaus wahrscheinlich."
Autobauer sind auf dem Weg in den Konkurs
Die Aktie von General Motors verhält sich so, als würde das einstige Vorzeigeunternehmen Amerikas direkt in die Pleite steuern. Die Aktie hat allein in diesem Jahr bereits über 50% verloren und ist seit ihrem Allzeithoch um 87% gefallen.
Der unmittelbar sichtbare Grund ist offensichtlich. Die hohen Benzinpreise haben die Nachfrage nach den Schluckspechten aus Detroit einbrechen lassen. Aber die langfristige Triebfeder des Niedergangs ist nicht die falsche Modellpolitik. Vielmehr waren GMs Absatzzahlen schon seit langem von extrem billigen Autokrediten abhängig und das Unternehmen fand keine Antwort auf die starke ausländische Konkurrenz.
Hinzu kommen Pensionsverpflichtungen, die zu einer Zeit versprochen wurden, als den US-Autobauern die halbe Welt zu gehören schien. Ford befindet sich übrigens in einer ähnlich traurigen Verfassung. In den USA ging der Autoabsatz um 28% zurück und Ford-Anleihen haben längst Junkbond-Status erreicht. Das Unternehmen, das 2006 unglaubliche 12,6 Mrd. Dollar Verlust auswies und in 2007 weitere 2,7 Mrd., wird in 2008 vermutlich erneut mehr als 2 Mrd. Dollar Verluste machen.
...gefolgt von den unprofitablen Airlines
Die US-Airlines sind auf dem besten Weg, in diesem Jahr zusammengenommen über 6 Mrd. Dollar Verluste zu produzieren. Es wird vermutlich nicht allen gelingen, ihre fällig werdenden Kredite zu refinanzieren. Pleiten scheinen unvermeidlich zu sein. Auch der Flugzeugbauer Boing oder der Zulieferer BE Aerospace werden die Folgen dieser Krise zu spüren bekommen.
Meine Prognose: Es wird Pleiten von Airlines und von Automobilherstellern geben, die - nebenbei bemerkt - noch immer wichtige Arbeitgeber sind. Aber erstmals seit der Weltwirtschaftskrise wird die Regierung vermutlich nicht helfend eingreifen können, weil sie mit der Hilfestellung des Bankensektors bereits alle Hände voll zu tun hat."