Horst Köhler, Ex-Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) und Ex-Bundespräsident äußert sich in einem Interview zu seinem Rücktritt und tischt die alte "Afghanistan-Story" wieder auf.
Horst Köhler hat ein Jahr nach seinem Rücktritt vom Amt des Bundespräsidenten erstmals sein Schweigen gebrochen. "Ich bin zurückgetreten, um Schaden vom Amt abzuwenden. Die Angriffe auf mich im Zusammenhang mit meinen Äußerungen über sicherheitspolitische Interessen Deutschlands waren ungeheuerlich und durch nichts gerechtfertigt. Es war die Rede von der Befürwortung von Wirtschaftskriegen und möglichem Verfassungsbruch", sagte Köhler in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit".
"Kann man einem Bundespräsidenten angesichts der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts Schlimmeres vorwerfen? Meine Äußerungen wurden im Vorfeld der Diskussion um die Verlängerung des Afghanistanmandats der Bundeswehr bewusst missverstanden und für parteipolitische - auch innerparteiliche - Ziele instrumentalisiert", so Köhler weiter.
Mit seinem Rücktritt zog Köhler die Konsequenzen aus der Kritik an seiner Amtsführung. "Es ging mir um Respekt und Wahrhaftigkeit in der politischen Kultur unseres Landes." Er habe sich, sagte Köhler im Interview, nie in das Amt des Bundespräsidenten gedrängt. "Ich habe mich für das Amt des Bundespräsidenten in die Pflicht nehmen lassen. Die Anfrage schmeichelte mir, aber 80 Prozent war Pflichtgefühl. Ich dachte, ich könnte mit meiner beruflichen Erfahrung auch helfen. Ich kannte und akzeptierte aber selbstverständlich das Institutionen- und Machtgefüge unserer Verfassung."
Seit einem Jahr, sagte Köhler, führe er "wieder ein normales Bürgerleben. Ich bin mit mir im Reinen und genieße manche Dinge, die ich vorher nicht hatte. Ich bin gerade dabei, meine Pläne für die kommende Zeit zu strukturieren. Es ist insoweit alles im grünen Bereich." Köhler, der eine Honorarprofessur an der Universität Tübingen hat, sagte im Interview, er werde in Ruhe seine "Lebensgeschichte" aufschreiben.