Weidmann will Insolvenz Griechenlands nicht ausschließen. Würden die eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllt, entfalle die Basis für weitere Mittel aus dem Hilfsprogramm. "Griechenland hätte dann diese Entscheidung getroffen und müsste die sicherlich dramatischen wirtschaftlichen Konsequenzen eines Zahlungsausfalls tragen." FDP-Lindner: Griechen-Pleite gefährdet Ersparnisse der Deutschen.
Die Zahlungsfähigkeit des hoch verschuldeten Griechenland hängt nach den Worten von Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor allem von der Haltung der Regierung und der Bevölkerung ab. "Es werden umfangreiche Hilfen gegeben, aber gegen strikte Auflagen, zu denen auch umfangreiche und rasche Privatisierungen gehören", sagte Weidmann der "Welt am Sonntag" laut Vorabbericht. Würden die eingegangenen Verpflichtungen nicht erfüllt, entfalle die Basis für weitere Mittel aus dem Hilfsprogramm. "Griechenland hätte dann diese Entscheidung getroffen und müsste die sicherlich dramatischen wirtschaftlichen Konsequenzen eines Zahlungsausfalls tragen."
Weidmann fügte hinzu, dass er einen solchen Verlauf der Schuldenkrise "nicht für sinnvoll" hielte und sich daraus auch für die Partnerländer in der Eurozone eine schwierige Situation ergäbe. Allerdings sieht der Bundesbank-Chef auch durch eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands keine geldpolitische Gefährdung: "Der Euro wird aber auch in diesem Fall stabil bleiben."
An dem Grundgedanken, private Gläubiger an den Kosten der Krise zu beteiligen, sei nichts falsch, sagte Weidmann weiter. "Im Gegenteil, es wäre sinnvoll, weil so die Gläubiger mit in die Verantwortung für ihre Anlageentscheidungen genommen werden, und es entlastet die Steuerzahler." Es gehe aber um die Umsetzung. "Eine erzwungene Laufzeitverlängerung birgt in der konkreten Situation mehr Risiken als Chancen.
So wird sie die Haushaltslage und die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen Griechenlands nur minimal verbessern. Alles andere als eine rein freiwillige Lösung würde wohl als Kreditereignis gewertet, und die Anleihen bekämen einen Ausfallstatus durch die Rating-Agenturen." Damit könnten aber die Investoren das Vertrauen auch in andere angeschlagene Euro-Länder verlieren, und die Krise würde sich weiter ausbreiten, sagte Weidmann.
Politiker und Wirtschaftsexperten befürchten bei einer Staatspleite Griechenlands weitreichende Folgen für die Eurozone. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht jetzt auch den deutschen Wirtschaftsaufschwung in Gefahr. Im Ringen um neue Milliardenhilfen für den Schuldensünder warnte sie vor einem griechischen Staatsbankrott: "Wir dürfen nichts tun, was den Aufschwung weltweit insgesamt in Gefahr bringt und dann auch Deutschland wieder in Gefahr bringen würde."
Die Kanzlerin äußerte sich dazu in ihrem am Samstag veröffentlichten Video-Podcast im Internet. "Wenn wir nicht richtig handeln, kann das passieren, aber das wollen wir ja genau verhindern."
Auch FDP-Generalsekretär Christian Lindner sagte, eine ungeordnete Staatsinsolvenz Griechenlands würde Aufschwung und Beschäftigung in Deutschland massiv gefährden. "Übrigens auch die Ersparnisse der Bürger", sagte Lindner der "Frankfurter Rundschau".
Der Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Thomas Straubhaar forderte eine schnelle Umschuldung Griechenlands.
Die direkten Folgen wären laut Straubhaar die vollständige Abschreibung aller deutscher Forderungen gegenüber griechischen Schuldnern. Noch dramatischer sei aber, dass damit ein Dominoeffekt ausgelöst werden dürfte, der auch auf Portugal, Irland vielleicht sogar Spanien und Italien übergreifen würde. Das würde dann auch deutsche Finanzinstitute so hart treffen, dass sie ihrerseits in den Konkurs getrieben würden, warnte der HWWI-Chef.