Peter Sloterdijk: Liberalismus muss wieder zum Synonym für Generosität werden. Das „Wort Liberalismus, das leider zur Stunde eher für ein Leben auf der Galeere der Habsucht“ stehe, wieder zu einem „Synonym für Generosität zu machen – und das Wort Liberalität zu einer Chiffre für die Sympathie mit allem, was Menschen von Despotien jeder Art emanzipiert“.
Der Philosoph Peter Sloterdijk sieht den politischen Liberalismus derzeit in einer schweren Krise. Nie zuvor hätten Begriffe wie liberal oder gar neoliberal eine so „niederträchtige Konnotation“ angenommen, wie in den vergangenen Jahren, schreibt Sloterdijk in einem Gastbeitrag für das Nachrichtenmagazin FOCUS. Noch nie habe man die „Freiheit so eng und fatal mit der Besessenheit von Menschen durch den Gier-Stress in Verbindung gebracht“. Als Konsequenz aus dieser Beobachtung folgerte der Philosoph, die Sache der Liberalität sei zu wichtig, „als dass man sie den Liberalen überlassen dürfte“.
Sollte es je zu einer intellektuellen Regeneration des politischen Liberalismus kommen, müsste sie laut Sloterdijk „von der Erkenntnis ausgehen, dass Menschen nicht nur haben wollende, giergetriebene, süchtige und brauchende Wesen“ seien, die freie Bahn für ihre Mangelgefühle und ihren Machthunger“ forderten. Sie trügen ebenso das „Potenzial zu geben wollendem, großzügigem und souveränem Verhalten“ in sich.
Sloterdijk plädierte dafür, das „Wort Liberalismus, das leider zur Stunde eher für ein Leben auf der Galeere der Habsucht“ stehe, wieder zu einem „Synonym für Generosität zu machen – und das Wort Liberalität zu einer Chiffre für die Sympathie mit allem, was Menschen von Despotien jeder Art emanzipiert“.