Europaparlamentarier kritisieren britische Blockadehaltung. FDP-Fraktionschef Lambsdorff legt Briten Austritt aus der EU nahe. Grünen-Fraktionschef Cohn-Bendit nennt Premier Cameron "Feigling". "Jetzt müssen wir die Briten treiben und sie über eine starke Finanzmarktregulierung dazu bringen, sich zu entscheiden: Wollen wir raus aus der EU oder wollen drin bleiben."
Im Europaparlament sorgt die Blockadehaltung des britischen Premiers David Cameron für massiven Unmut. "Es war ein Fehler, die Briten in die Europäische Union aufzunehmen", sagte der Chef der liberalen Fraktion im Europaparlament, Alexander Graf Lambsdorff, SPIEGEL ONLINE. Die Briten müssten nun ihre Beziehungen zur EU neu verhandeln. "Entweder sie tun es von sich aus, oder die EU gründet sich neu - ohne Großbritannien", forderte Lambsdorff. "Die Schweiz ist ein Modell, an dem sich auch die Briten orientieren können."
Cameron hatte sich auf dem Gipfel in Brüssel gegen eine gemeinsame Änderung der europäischen Verträge gewehrt. Nun streben die 17 Euro-Länder und sechs weitere EU-Staaten an, einen separaten Stabilitätsvertrag zu schließen, um die Schuldenkrise zu entschärfen. Beobachter fürchten eine Spaltung des Kontinents.
Scharfe Kritik an Camerons Haltung kam auch vom Co-Vorsitzenden der Grünen-Fraktion im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit. "Cameron ist ein Feigling", sagte Cohn-Bendit SPIEGEL ONLINE. Der Premier wolle die Auseinandersetzung in Sachen Europa in seiner konservativen Partei nicht führen. Er habe sich in eine "populistische Ecke manövriert", aus der er nicht mehr heraus komme. "Jetzt müssen wir die Briten treiben und sie über eine starke Finanzmarktregulierung dazu bringen, sich zu entscheiden: Wollen wir raus aus der EU oder wollen drin bleiben." Cameron müsse den Mut haben, diese Frage per Volksentscheid klären zu lassen.