NRW-Studie: Reale Tariflöhne sinken seit dem Jahr 2000. Die höchsten Reallohnverluste gab es beim Tischlerhandwerk mit minus 2,3 Prozent, Fleischern mit minus 8,9 Prozent und im öffentlichen Dienst mit einem Minus von 8,7 Prozent.
Die Tariflöhne in Nordrhein-Westfalen haben sich nach Abzug der Inflationsrate seit 2000 nur um insgesamt 5,6 Prozent erhöht, in 14 der 50 untersuchten Branchen sanken die realen Tariflöhne sogar. Dies ergibt sich aus der jüngsten Studie des NRW-Arbeitsministeriums, die den Zeitungen der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (Samstagausgabe ) vorlagen.
Zwischen 1990 und 2000 lag der Anstieg mit real 20,7 Prozent noch viermal höher. "Die Abwärtsspirale nach unten muss gestoppt werden", sagte NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) den WAZ-Zeitungen. Spitzenreiter beim Anstieg der Reallöhne seit 2000 ist die Metall- und Elektroindustrie mit einem Plus von 20,8 Prozent.
Die höchsten Reallohnverluste gab es beim Tischlerhandwerk mit minus 2,3 Prozent, Fleischern mit minus 8,9 Prozent und im öffentlichen Dienst mit einem Minus von 8,7 Prozent. Auch bei Friseuren und Gebäudereinigern sanken die realen Tariflöhne.
"Der Zusammenhalt der Gesellschaft ist bedroht, wenn immer mehr Menschen den Eindruck haben, dass ihre Leistung nicht angemessen entlohnt wird", klagte Schneider. Besonders deutlich wird der negative Trend, wenn die Löhne der nicht tariflich gebundenen Beschäftigten einbezogen werden. Danach sanken die Bruttomonatsverdienste je Arbeitnehmer - vor Steuern und Sozialabgaben - von 2000 bis 2010 sogar inflationsbereinigt um insgesamt 4,9 Prozent - in Deutschland um 4,0 Prozent..
Die Ursache: Nur noch 63 Prozent der Beschäftigten beziehen tariflich vereinbarte Löhne und Gehälter. "Tariflohnerhöhungen sind nicht automatisch mit Effektivlohnerhöhungen im gleichen Umfang verbunden", sagte Schneider. Für bedenklich hält es der Minister, dass "nicht nur im Niedriglohnbereich immer mehr Menschen von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt werden, sondern zunehmend auch in der Mittelschicht". Die Abkopplung der Reallöhne von der seit 2000 um 13,9 Prozent höheren Arbeitsproduktivität zeige, "dass in den letzten Jahren ein Spielraum für echte Einkommenssteigerungen vorhanden gewesen wäre".