Nur weil Italien und Spanien auf wundersame Weise ein paar Milliarden zu niedrigen Zinsen bekommen ruft der Mainstream schon das Ende der Finanzkrise aus. Inkompetenz oder Durchhaltepropaganda?
Update: S&P will Frankreich und Österreich Top-Rating entziehen. Kreditwürdigkeit von Italien, Spanien und Portugal zwei Stufen tiefer.
von Michael Mross
Großer Erleichterung an den Finanzmärkten, weil sich Italien und Spanien ein paar Milliarden zu niedrigen Zinssätzen borgen konnten – so die Interpretation der Presse. Der für seine Inkompetenz bekannte Nachrichtensender n-tv ließ sogar schon das Ende der Euro-Krise über die Mattscheibe flimmern. Wird jetzt alles gut?
Investigativer Journalismus? Fehlanzeige! Wo man hinschaut die gleiche naive Propaganda-Show. Zum Beispiel wäre es ja mal ganz interessant, zu wissen, wer die Anleihen gekauft hat? Etwa mutige ausländische Investoren, die ausgerechnet jetzt Spanien und Italien als attraktive Investitionen entdeckt haben? Sicher nicht.
Vielmehr ist die Rolle der europäischen Gelddruckmaschine – EZB – zu hinterfragen. Welche Tricks wurden angewendet, um die Zinsen der Südstaaten erfolgreich zu drücken? Wie dem auch sei – die paar Milliarden sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Feuerprobe steht noch bevor. Wahrscheinlich werden wir erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren, in welche Trickkiste die Notenbank dieses Mal gegriffen hat.
In der Zwischenzeit jubeln die Medien. Insbesondere Bankaktien schießen nach oben. Spitzenreiter heute: Commerzbank. Doch die Euphorie dürfte bald verflogen sein. Immerhin braucht allein Italien dieses Jahr 300 Milliarden. Ob es die EZB schafft, für Rom und Madrid die Zinsen dauerhaft auf niedriges Niveau zu manipulieren, bleibt erst einmal abzuwarten. Darüber hinaus bitten europäische Banken demnächst mit 200 Milliarden zur Kasse: die EZB wirds schon richten! - Die Banken-Stresstests wurden vorsichtshalber erst mal abgesagt. Wahrscheinlich geht es den Finanzhäusern so schlecht, dass nicht mal die manipulierten Tests die Schwierigkeiten übertünchen können.
Die Krise ist nicht vorbei. Nur die Propaganda-Maschine läuft auf Hochtouren. Und da mischt die EZB kräftig mit: Einerseits verkündet sie, dass eine Kreditklemme abgewendet sei – andererseits zeigen die Zahlen der Übernacht-Einlagen neue Rekordstände. Nicht gerade ein Vertrauensbeweis für die Bankenlandschaft, sondern eher ein Alarmindikator. Die Banken bunkerten in der Nacht zum Freitag 489 Milliarden Euro bei der EZB – so viel wie nie zuvor.
Von Entspannung oder Ende der Krise zeugt auch nicht ein anderer Indikator: Gold. Der Goldpreis hält sich auf erhöhtem Niveau. Bei einem möglichen Ende der Finanzkrise müsste das eigentlich anders aussehen. Doch Edelmetalle sind weiterhin fest.
Der wichtigste Indikator aber – für alle sichtbar – ist ebenfalls im roten Bereich: Der Euro selbst ist bereits wochenlang auf Talfahrt. Die europäische Gemeinschaftswährung verliert – und das wird in der Öffentlichkeit kaum beachtet – sogar dramatisch gegen Drittwelt-Währungen an Wert. Der Euro hat die schlimmste Abwärtsbewegung seit 2010 hinter sich und ein Ende ist nicht abzusehen. Sieht so das Ende der Krise aus? Wahrscheinlich nicht.