Wegen EU-Emissionshandel: Europäische Fluggesellschaften stehen unmittelbar vor einem Handelskrieg. Indien prescht im CO2-Streit gegen EU vor. Regierung des Subkontinents formuliert als erste konkrete Gegen-Aktionen. EU-Airlines bekommen Strafsteuer auferlegt.
Im Streit um den neu eingeführten EU-Emissionshandel hat Indien als erstes Land konkrete Gegenmaßnahmen formuliert – und will diese womöglich schon im kommenden Monat beschließen. Der Staatssekretär des Luftfahrtministeriums, Prashant Sukul, hat nach Informationen der Financial Times Deutschland (Donnerstagsausgabe) Vertretern von Lufthansa, Air France-KLM und British Airways auf einem Treffen in Neu-Delhi in der vergangenen Woche offen damit gedroht, dass europäische Fluglinien mit zusätzlichen Steuern belegt oder ihnen Start- und Landerechte an indischen Flughäfen entzogen werden könnten.
Denkbar wäre auch, auf dem Subkontinent einen Emissionshandel einzuführen, an dem ausschließlich europäische Fluglinien teilnehmen müssten, soll Sukul laut Teilnehmern gesagt haben. Im Februar treffen sich indische Regierungsvertreter in Moskau mit ihren amerikanischen, russischen und chinesischen Kollegen, um Gegen-Aktionen zu beschließen. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums äußerte sich nicht.
Mit dem Vorstoß der Inder gewinnt der politisch heikle Streit deutlich an Schärfe. Zwar hatten zuvor auch andere Länder protestiert, die USA klagten sogar – wenn auch erfolglos – vor dem Europäischen Gerichtshof. Bei der Formulierung von Gegen-Maßnahmen blieben die Beteiligten aber stets diplomatisch vage.
Entsprechend reagieren viele europäische Luftfahrt-Manager jetzt alarmiert: Sie fürchten, Leidträger des politischen Streits zu werden. „Diese Nachrichten zeigen, dass wir über die Phase des Säbelrasselns hinaus sind“ , sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch. „Die europäischen Fluggesellschaften stehen unmittelbar vor einem Handelskrieg.“