Ist die Preisentwicklung bei den Rohstoffen eine spekulative Blase?
Energie:
Anfang des Jahres habenwir die Grafik vorgestellt, die einen Vergleich zwischen dem Verlaufdes Ölpreises und des Nasdaq-Index von vor acht Jahren zeigt. Damitwollten wir unsere These, dass sich der Ölmarkt in einer spekulativenBlase befindet, zum Ausdruck bringen. Wie auch bei den anderen Blasensollte auch am Ölmarkt der scharfe Rückgang nicht in einem Stückverlaufen, sondern von Gegenbewegungen begleitet werden.
Die jüngstenEntwicklungen bestätigen diese These und machen deutlich, dassRohstoffe aus reinen Wirtschaftsgütern zu einer Anlageklasse mutiertsind. Die gestrige Nachrichtenlage brachte wenige Überraschungen. DieSchwäche beim US-Dollar wurde jedoch von den Marktteilnehmern alswillkommener Anlass dazu genommen, um sich aus der überverkauftenSituation zu lösen.
Der starke Pessimismus und die entsprechendeüberwiegend negative Positionierung der Marktteilnehmer führten sowohlbei Rohöl als auch beim breiten Rohstoff-Index CRB zum stärkstenAnstieg seit dem 6. Juni, wobei an dem Tag der stärkste Anstieg allerZeiten verzeichnet wurde.
In der Spitze notierte WTI-Rohöl gestern bei122 USD je Barrel, nachdem am Vortag noch weniger als 113 USD für dasFass bezahlt wurden. Die meisten Faktoren, wie z.B. die Spannungenzwischen Russland und der NATO oder die fallendenUS-Benzinlagerbestände, die nun für den Anstieg verantwortlich gemachtwerden, waren schon länger bekannt. Wir denken zwar, dass der Konfliktin Georgien angesichts dessen immenser strategischer Bedeutung für dieExporte der Energieträger aus der kaspischen Region zum Schwarzen Meerdurchaus sogar langfristige Folgen haben wird.
Auch ebnen die gestrigenÄußerungen des irakischen Ölministers, dass es derzeit mehr Rohöl amMarkt gibt als nachgefragt wird, den Boden für möglicheProduktionskürzungen durch die OPEC im September. Dennoch waren ausunserer Sicht die stark überverkaufte Situation bei Rohöl sowie einestarke technische Unterstützung bei rund 110 USD ausschlaggebend fürden Preissprung, wobei der schwächere US-Dollar als Auslöser für dieseReaktion fungierte.
Wir rechnen damit, dass sich der Ölpreis in dennächsten Wochen zwischen 110 und 130 USD verharrt, wobei dermittelfristige Trend bedingt durch eine schwache Weltkonjunktur nachwie vor nach unten gerichtet bleibt.
Edelmetalle:
Gestern hat die US-Münzprägeanstalt die seit Tagen kursierendenGerüchte bestätigt, dass man den Verkauf der populären1-Unzen-Goldmünzen „American Eagle“ wegen einer „präzedenzlosen“Nachfrage einstellen musste.
Zuvor haben bereits viele Münzhändler inden USA und Kanada von dem außerordentlichen Lieferstopp seitens derUS-Münze berichtet. In den letzten Tagen berichteten außerdem dieGoldhändler über die unüblichen Preisaufschläge, die indischeGoldhändler wegen einer starken Nachfrage in Indien nach dem starkenPreisrückgang bei Gold bereit sind zu zahlen.
Dies gepaart mit derStatistik der Gold-ETFs, die zuletzt massive Zuflüsse berichtet haben,deutet auf eine starke Nachfrage seitens der Schmuckindustrie und derLangfristinvestoren hin. Für den Preisrutsch waren aus unserer Sichthauptsächlich die Handlungen kurzfristiger spekulativer Marktteilnehmerverantwortlich, die wegen eines stärkeren US-Dollar zuvor diePositionen glattgestellt haben sollten.
Industriemetalle:
Angetrieben durch einen Preissprung beim Ölpreis, einen schwächerenUS-Dollar und eine sehr negative Stimmung haben auch dieIndustriemetalle einen sehr starken Handeltag erlebt, wobei der LMEXIndex der LME-Metalle um knapp 5% gestiegen ist. Der Preis für Bleistieg um 7,4%, für Zink um 7,6% und für Nickel sogar um 8%. Wir habenauf diese Reaktion schon seit einigen Tagen gewartet, weil die Preisefür diese Metalle zuletzt auf Niveaus gefallen waren, die aus unsererSicht Produktionskürzungen wegen der extrem hohen Grenzkosten beivielen Projekten mit sich ziehen sollten.
Diese Meinung wurde zuletztdurch zahlreiche Meldungen über Minenstillegungen und geringereInvestitionen bestätigt. Insofern halten wir sogar einen 20%-igenAnstieg binnen weniger Tage bei Nickel für nachvollziehbar, auch wennsich die Nachfrage nach Edelstahl noch nicht erholt hat. Dennoch sinddie Industriemetalle wegen der schwachen Konjunktur weltweit noch nichtganz aus dem Schneider. Das größte Korrekturpotenzial sehen wir beiKupfer.
Zwar sind die Importe Chinas im Juli um 16% gegenüber Vormonatgestiegen. Damit waren sie mit 88 Tsd. Tonnen noch immer unter 115 Tsd.Tonnen, die pro Monat im Durchschnitt in den ersten 5 Monateneingeführt waren. Wir denken, dass das Preisniveau mit über 7500 Dollarje Tonne für eine Aufstockung der chinesischen Vorräte noch zu hoch istund halten Hoffnungen auf einen Sprung der Importe auf 120 Tsd. Tonnenfür verfrüht.