Ich möchte voraussagen, dass auf Grund des sehr schwachen US-Verbrauchs das Leistungsbilanzdefizit nächstes Jahr um 50 Prozent unter den Rekordstand aus dem Jahr 2007 fallen könnte. Wer würde unter diesen Umständen am meisten leiden und wer würde davon profitieren können? Wider alle Erwartungen könnten Schwellenländer die Hauptleidtragenden sein. (...)
Dass schon jetzt Sand im chinesischen Exportgetriebe sein dürfte, liegt auf der Hand, denn sonst wäre die Shanghai Börse nicht um 60 Prozent eingebrochen. Angenommen, die chinesische Wirtschaft verlangsamt sich weiter: Die Nachfrage nach Rohstoffen wäre rückläufig. Unter den deshalb fallenden Rohstoffpreisen würden die Rohstoffproduzenten rund um den Globus leiden. Dabei kämen insbesondere die Währungen von traditionellen Rohstoffländern wie Australien, Neu Seeland und Kanada unter Druck. Diese Staaten könnten sich dann weniger Importe leisten und müssten ihre Infrastrukturprojekte verschieben. Die sinkende Ölnachfrage würde auch den Mittleren Osten treffen. Der Immobilienboom in Dubai könnte kollabieren. Das würde die Exporte von Europa und Japan aus beeinträchtigen. Enttäuschende Unternehmungsgewinne wären die Folge und die Aktien fielen weiter in den Keller. Die Weltwirtschaft würde in eine Rezession geraten. Die Notenbanken müssten die Zinsen senken. Bei diesem Szenario dürfte klar sein, dass die US-Wirtschaft sich zwar schlecht entwickeln würde, aber trotzdem besser als reine Exportländer, die Rohstoffnationen sowie die Europäer. (...)
Dank der Verknappung internationaler Liquidität würde der US-Dollar steigen und die Wall Street gegenüber den Schwellenländern und Europa zeitweise eine „Outperformance“ verzeichnen wie sie es bereits seit anfangs 2008 gemacht hat. Am besten entwickelte sich die japanische Börse, weil das Land am meisten von fallenden Rohstoffpreisen profitiert. In diesem Umfeld, das durch eine globale Rezession geprägt wäre, muss ich allerdings betonen, dass sich die japanische und amerikanische Börse zwar besser halten würden als die Schwellenländer, aber die Kurse trotzdem fallen dürften.