Wie das Wall Street Journal und Bloomberg berichten, wollen die US-Autohersteller die Gunst der Stunde im laufenden US-Wahlkampfs nutzen um staatsgesicherte Kredite zu fordern.
Auf einem Geheimtreffen in Detroit versuchten die drei großen Autohersteller in den USA eine gemeinsame Linie zu finden, um von der Regierung staatlich garantierte Kredite zu erhalten. Die Rede war zunächst von 25 Milliarden Dollar. Doch in Anbetracht der in Aussicht gestellten Unterstützungen für Fannie Mae und Freddie Mac hat man diese Forderungen verdoppelt.
Die US-Autobauer wittern offenbar eine Chance, vor den US-Wahlen im November noch Fördergelder in Milliardenhöhe für die notleidenden US-Ikonen durchsetzen zu können. Sowohl Barack Obama als auch John McCain haben im Wahlkampf bereits grundsätzliche Unterstützung für Finanzhilfen signalisiert.
Nach Informationen von US-Medien begründen General Motors, Ford und Chrysler ihre Forderung nach staatlich garantierten Kredite mit dem Plan, schneller sparsame Fahrzeuge und neue Technologien zu entwickeln.
Die US-Autobauer kämpfen schon seit langem um ihre Existenz. Allein GM und Ford verzeichneten im vergangenen Quartal Verluste von mehr als 24 Mrd. Dollar. Beide hatten zuletzt sogar Insolvenzgerüchte dementieren müssen.
Die Investmentbank Merrill Lynch hatte Anfang Juli eine Pleite von GM nicht mehr ausgeschlossen. Am Ende des zweiten Quartals hatte GM noch Barreserven von 21 Mrd. Dollar. Allein General Motors hat nach Ansicht einiger Beobachter rund 300 Milliarden Dollar Schulden. Die Autos verkaufen sich immer schlechter. Die Verkaufszahlen aller US-Autohersteller gingen in den Keller.
Die Ratingagentur Standard & Poor’s stufte alle drei US-Autobauer wegen ihrer hohen Barmittelverluste weiter herunter. Staatliche Bürgschaften würden die Refinanzierungskosten für die US-Autobauer deutlich vermindern, da die Zinsen deutlich unter denen am Kapitalmarkt liegen dürften.
Die Börsenzeitung meint dazu:
Vor allem die Europäer haben allen Grund, sich über Washingtons Subventionitis zu echauffieren. Noch in guter Erinnerung ist der Handelsstreit mit den USA, die wegen 10 Mrd. Euro an staatlichen Krediten für die Entwicklung des Airbus-Flugzeugtyps A350 auf die Barrikaden gingen. Die 50 Mrd. Dollar für Detroit dürften der US-Regierung daher außenpolitisch erhebliche Schwierigkeiten bereiten.Innenpolitisch hat Washington jedoch kaum eine Wahl. Der Konkurs einer der drei Konzerne dürfte die beiden anderen mit in den Abgrund reißen, in diesem Fall würde es wesentlich teurer: Statt eines Aufwands von etwa 7,5 Mrd. Dollar für die 50 Mrd. Dollar an Kreditgarantien hätte die US-Regierung rund 100 Mrd. Dollar an Pensionsverpflichtungen zu schultern. Außerdem hängt (noch) jeder siebte Job in den USA von der Autoindustrie ab, so dass auch konjunkturelle Nachbeben zu erwarten wären. Der Grundsatz "Too big to fail" gilt in den USA nicht nur für Banken.