EWU: Inflationsgipfel überwunden; Industriestimmung trübt sich ein.
Nach ersten Schätzungen von Eurostat sank die Inflation im Euroraum im August entsprechend unseren Erwartungen von 4% auf 3,8%. Die Markterwartungen von 4% wurden damit unterboten. Insbesondere der in den letzten Wochen gesunkene Ölpreis dürfte für etwas Entlastung an der Preisfront gesorgt haben. Die bereits für Deutschland veröffentlichten vorläufigen Verbraucherpreise im August hatten energiepreisbedingt um 0,3% gegenüber Juli nachgegeben, so dass die Inflation von 3,3% auf 3,1% sank.
Mit 3,8% befindet sich die EWU-Inflation nach wie vor deutlich über dem von der EZB angestrebten Inflationsziel von knapp 2%, so dass es für eine Entwarnung hinsichtlich der Inflationsgefahren noch zu früh ist. Wir gehen aber davon aus, dass wir den Inflationsgipfel hinter uns gelassen haben und dass sich die Teuerungsrate in den kommenden Monaten allmählich zurückbilden wird. Das setzt jedoch voraus, dass sich der Rückgang des Ölpreises fortsetzt.
Das EWU-Industrievertrauen fiel im August von -8 auf -10 Punkte und erreichte damit das niedrigste Niveau seit gut drei Jahren. Unsere Erwartung von -8 und die des Marktes von -9 Punkten wurden damit enttäuscht. Die seit Mitte 2007 anhaltende Stimmungsverschlechterung bei den von der EU-Kommission befragten Unternehmen hat sich fortgesetzt und deutet damit auf eine Abkühlung der Industrie hin.
Der gesunkene Ölpreis und die Abwertung des Euro konnten zwar die Stimmung der Firmen im August nicht aufhellen, doch möglicherweise haben sie sich positiv auf die Gemütslage der Konsumenten ausgewirkt. Jedenfalls ist das Verbrauchervertrauen in der EWU leicht von -20 auf -19 Punkte gestiegen. Auch im Dienstleistungssektor hellte sich die Stimmung auf und stieg von 1 auf 3 Punkte, während das Einzelhandelsvertrauen um 2 auf -11 Punkte nachgab.
Insgesamt bestätigen die heutigen Stimmungsdaten unsere Einschätzung einer konjunkturellen Verschlechterung der EWU in den kommenden Monaten. Aber es gibt auch etwas Licht am Ende des Tunnels.
Von einem anhaltenden Ölpreisrückgang und einer Abwertung des Euro sollten allmählich wieder positive Impulse auf die Konjunktur ausstrahlen. Gleichzeitig dürften für die EZB die Konjunkturrisiken allmählich stärker in den Fokus rücken, so dass wir gute Chancen für eine Senkung des Leitzinses Anfang des nächsten Jahres sehen. Das dürfte der Konjunktur im kommenden Jahr dann einen zusätzlichen Kick geben.
Brian Mandt
Postbank Research
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