DerÖlmarkt steht weiter ganz im Zeichen von Tropensturm Gustav. Zunächststieg der WTI-Preis bis 120 USD je Barrel, um dann innerhalb zweiStunden auf 114 USD zurückzufallen. Auslöser dieser Korrektur war dieBereitschaft des US-Energieminsiterium und der InternationalenEnergieagentur, die strategischen Ölreserven anzuzapfen, sollte esdurch Gustav zu größeren Produktionsunterbrechungen kommen.
Mittlerweile notiert der Ölpreis leicht erholt bei 117 USD, ist damitaber angesichts der Nachrichtenlage immer noch auf einem erstaunlichniedrigen Niveau. Laut US-Wetterbehörden wird Gustav am Samstagabendden Golf von Mexiko und zwei Tage später die Küste von Louisianaerreichen.
Bis dahin dürfte sich Gustav zu einem Wirbelsturm der Stärke3 oder höher entwickelt haben. Damit wäre Gustav der stärkste Hurrikanseit Katrina und Rita vor drei Jahren. Mehrere Ölgesellschaften,darunter Shell, ConocoPhillips, Anadarko Petroleum und BP, habenbereits mit Evakuierungen begonnen.
Shell hat angekündigt, alleArbeiter bis Samstag abziehen zu wollen, wobei die Produktion in Höhe370.000 Barrel Öläquivalent täglich vollständig eigenstellt wird. Dereinzige Tiefwasserhafen der USA, der Louisiana Offshore Oil Port miteiner täglichen Verladekapazität von etwa einer Million Barrel, dürfteam Wochenende ebenfalls seinen Betrieb einstellen. Noch stärker dürfteallerdings die Herstellung von Ölprodukten betroffen sein, da sich inder Nähe der Golfküste mehr als 40% der US-Raffinerien befinden.
Entsprechend ist in den kommenden Tagen mit deutlichen Preisaufschlägenbei Benzin, Diesel und Heizöl zu rechnen. Doch nicht nur durch Gustavkönnte es demnächst zu Angebotsstörungen am Ölmarkt kommen. Wie derDaily Telegraph berichtet, könnte Russland die Öllieferungen nachEuropa demnächst unterbrechen. Die russische Regierung soll demzufolgeeinigen Ölgesellschaften Weisung gegeben haben, einen möglichenLieferstopp nach Europa bereits für den kommenden Montag vorzubereiten.
Diese Drohung dürfte mit dem am Montag stattfindenden EU-Sondergipfelzu Georgien im Zusammenhang stehen, auf welchem Sanktionen gegenRussland beschlossen werden könnten. In Anbetracht derartigerNachrichten überwiegen beim Ölpreis kurzfristig eindeutig dieAufwärtsrisiken, so dass der Ölpreis erneut die Marke von 120 USDerreichen und auch überschreiten sollte.
Erdgasder Sorte Henry Hub verlor gestern in der Spitze mehr als 10% und fielzeitweise unter 8 USD je mmBtu. Die Lagerbestände stiegen in dervergangenen Woche um 102 Mrd. Kubikfuß und damit stärker als erwartetund deutlich stärker als vor einem Jahr. Derzeit liegen dieLagerbestände 2,5% über dem 5-Jahresdurchschnitt. Die Hurrikansorgensollten den Gaspreis in den kommenden Tagen aber wieder steigen lassen.Im Golf von Mexiko befindet sich 15% der US-Erdgasproduktion.
Edelmetalle:Gold folgt weiterhin sehr eng den Bewegungen am Devisenmarkt. Gesternerreichte der Goldpreis bei 844 USD je Feinunze sein Tageshoch, alsEUR/USD bei 1,48 notierte. Ein festerer Dollar ließ Gold am Nachmittagdann bis auf 825 USD zurückfallen. Schwächere Konjunkturdaten aus derEurozone (Unternehmensvertrauen, Inflation) könnten heute den Eurobelasten und somit einem erneuten Anstieg von Gold entgegenstehen.Mittelfristig gehen wir aufgrund der anziehenden physischen undInvestmentnachfrage weiter von einem steigenden Goldpreis aus. Silberbewegt sich weiter im Schlepptau von Gold. Presstützend warenMeldungen, wonach Mexiko, der zweitgrößte Silberproduzent weltweit, imJuni einen Rückgang der Silberproduktion um 24,4% gegenüber dem Vorjahrverzeichnete. Platin und Palladium profitierten von Hoffnungen auf eineanziehende industrielle Nachfrage. Beide Metalle dürften einen Bodenausbilden und mittelfristig wieder steigen.
Industriemetalle:Chile, der weltweit größte Kupferproduzent, berichtet für Juli einenRückgang der Kupferproduktion um 5,5% gegenüber dem Vorjahr auf 455,338Tonnen. In den ersten sieben Monaten zusammen beläuft sich der Rückgangauf 2,3%, was u.a. mit den Streiks im Frühjahr und dem sinkenden Outputin der weltweit größten Kupfermine Escondida erklärt werden kann. Trotzder rückläufigen Produktion in Chile, welches immerhin ein Drittel derweltweiten Kupferproduktion stellt, sind die LME-Lagerbestände zuletztauf über 170 Tsd. Tonnen gestiegen. Gleichzeitig fielen allerdings dieLagerbestände für Kupfer in Shanghai auf 17.625 Tonnen, den niedrigstenStand seit Mai 2005. Wir vermuten jedoch, dass es sich beim jünsgtenLagerabbau in Shanghai teilweise um eine Umschichtung der Lagerbeständezwischen verschiedenen Häfen in Asien handelt, weil im gleichenZeitraum die LME-Lagerbestände in Asien außerhalb China gestiegen sind.