Der frühere Außenminister Klaus Kinkel (FDP) hat vor Sanktionen der EU gegen Russland wegen des Kaukasus-Konflikts gewarnt. Beschlüsse wie die Ablehnung des WTO-Beitritts, den Ausschluss aus der G8 oder die Absage an das Partnerschaftsabkommen mit Russland halte er für verfehlt. „Das ist der absolut falsche Weg“, sagte Kinkel in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin FOCUS.
Allerdings habe die EU auch nicht allzu viel Spielraum. Georgien und die Ukraine jetzt in die Nato aufzunehmen oder die Präsenz im Schwarzen Meer massiv zu verstärken sei auch falsch. „Das wären Drohgebärden, die nicht weiterführen“, so Kinkel. Notwendig sei jetzt Deeskalation. Die Bundesregierung mit ihren guten Kontakten zu Moskau könne helfen, die Situation in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.
Kinkel verurteilte das russische Vorgehen – Intervention und einseitige Anerkennung der beiden Separatistenregionen Südossetien und Abchasien - als völlig unvertretbar, warb aber zugleich um Verständnis für die russischen Motive. Russland habe sich vom Westen in den vergangenen Jahren gedemütigt, in die Ecke gedrängt und eingekreist gefühlt.
Die jetzige Kaukasus-Krise werde auch die amerikanischen Wahlen beeinflussen, sagte Kinkel. „Die Krise wird dem Republikaner John McCain nützen. Er hat die größere außen- und sicherheitspolitische Erfahrung.“