Der Ex-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, ist im Alter von 67 Jahren gestorben. Der bekannte Wirtschaftswissenschaftler war bis zum Jahr 2009 beim deutschen Bankenprimus. Todesursache bis jetzt noch nicht klar.
Völlig überraschende verstarb der langjährige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, an diesem Freitag wie seine Familie mitteilte. Der Wirtschaftswissenschaftler begann seine berufliche Laufbahn 1971 am Kieler Institut für Weltwirtschaft. Über die Todesursache wurden zunächst keine Angaben gemacht.
1987 ging Walter zur Deutschen Bank, deren Chefvolkswirt er von 1990 bis zu seinem Ausscheiden Ende 2009 war. Der streitbare Professor sagte als einer der ersten den historischen Konjunktureinbruch in Deutschland 2009 im Gefolge der weltweiten Finanzkrise voraus. Walter gehörte dem Zentralkomitee der Katholiken an.
Walter vertrat seine Meinungen immer unbeirrt und deutlich. So forderte er in der Euro-Krise immer wieder eine weitgehende Umgestaltung Europas zu einem engeren Staatenbund. "Wir brauchen die Vereinigen Staaten von Europa. Aber die sehen nicht so aus wie die Vereinigen Staaten von Amerika. Für mich ist die Verfassung der Schweiz das Modell, das Europa anstreben sollte", sagte er im November vergangenen Jahres in einem Interview der "Welt am Sonntag".
Einige Zitate von Norbert Walter:
Über die EU
Ich bin nicht für europapolitisches Kuscheln bekannt. Ich würde es auch nicht empfehlen, denn wir haben keine Zeit und keine Freiräume mehr. Schwierige Botschaften müssen umgehend formuliert werden.
Über die Kreditklemme
Wer über ein gängiges und verständliches Geschäftsmodell verfügt und robuste Erträge generiert, wird bei der Finanzierung kein Problem haben. Schwierig wird es für alles, was groß, neu und risikoreich ist. Hier kann es richtige Probleme geben. Syndizierte Kredite funktionieren nicht mehr.
Handelsblatt online, Die Party für Anleger ist vorbei, 22.11.2011
Über Zentralbanken und Junkbonds
Natürlich ist es nicht Aufgabe der Zentralbank, Junk Bonds in die Bilanz zu nehmen. Wenn aber europäische Parlamente und Regierungen nicht rechtzeitig handeln, um zu verhindern, dass die Währung zusammenbricht, dann können solche Aktionen eine Zwischenlösung sein.
Handelsblatt online, Die Party für Anleger ist vorbei, 22.11.2011
Über die nicht existente Eurokrise
Es gibt keine Euro-Krise! Seit der Einführung des Euro ist der Kurs unserer Währung gegenüber dem Dollar von 1,18 auf 1,35 gestiegen. Das ist eine Aufwertung. Zudem lag die Inflation bei durchschnittlich 1,9 Prozent. Zu DM-Zeiten waren es 2,8 Prozent.
Handelsblatt online, Die Party für Anleger ist vorbei, 22.11.2011
Über die Renditen
Die Party für Anleger ist vorbei. Die ungewöhnlichen Ereignisse sind zahlreich. Wir bewegen uns häufig außerhalb unseres Erfahrungsbereichs. Jeder Anleger muss einfach wissen: Es gibt derzeit keine nennenswerte Rendite ohne nennenswertes Risiko.
Handelsblatt online, Die Party für Anleger ist vorbei, 22.11.2011
Über die Finanzbranche
Derzeit kommt es für die Finanzbranche ganz dick. Für Jahrzehnte der Darling der Schönen und Klugen, die erste Wahl der brillianten Absolventen der besten Schulen und Universitäten der Welt, ist sie nun der „Täter“ allerorten und für fast alle der „bady“ der heutigen Welt.
NZZ, Alle wettern gegen die Banken, 16.11.2011