Kein deutscher Konzern hat sich durch eine Übernahme stärker zerlegt als Bayer durch Monsanto. An der Börse hat Bayer schon rund 40 Mrd. verloren. Kurs fast halbiert. Nun will man 12.000 Leute rausschmeißen um das Ergebnis aufzuhübschen.
Bayer: Fast 50% runter in einem Jahr
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Es sollte wohl ein Befreiungsschlag sein, mit dem Bayer-Chef Werner Baumann am Donnerstagnachmittag überraschend - eine Woche vor dem lang erwarteten Kapitalmarkttag - aufwartete. Doch dem umfangreichen Maßnahmenpaket des zunehmend unter Druck stehenden Konzernlenkers haftet der Geruch einer Verzweiflungstat an.
Mit aller Gewalt will Baumann den Pharma- und Agrarchemiekonzern wieder in die Spur bringen. Über den Verkauf der Tiermedizin, die Trennung von Currenta und die Abgabe einiger rezeptfreier Arzneimittel war bereits spekuliert worden - jetzt will Bayer alles drei auf einmal durchziehen. Dazu kommt der umfangreiche Stellenabbau.
Mit den tiefen Einschnitten strapaziert Baumann seine Organisation aufs Äußerste. Zwei Jahre lang waren erhebliche Kapazitäten gebunden, um den kartellrechtlich so komplizierten Monsanto-Kauf über die Ziellinie zu bringen. Die Integration kostet weitere Kraft, ganz zu schweigen von der offenbar vollkommen unterschätzten Glyphosat-Thematik.
Jetzt bringt Baumann, dessen strategische Pläne für Bayer bislang zu einer Wertvernichtung im mittleren zweistelligen Milliardenbereich geführt haben, weitere Unruhe in den Konzern. Jede zehnte Stelle soll wegfallen.
Ob immer weitere Kosteneinsparungen helfen, Fehler im laufenden Betrieb - etwa Lieferengpässe nach Qualitätsmängeln in der Pharmaproduktion - in Zukunft zu vermeiden, darf hinterfragt werden. Ganz zu schweigen von der Motivation einer Belegschaft, die den Druck auf das Top-Management jetzt eins zu eins weitergereicht bekommt.
Eines ist seit Donnerstag klar: Die volle Konzentration auf die Bearbeitung der Märkte und das operative Geschäft ist mit den verkündeten tiefen Einschnitten und Umbauten in weite Ferne gerückt. Baumann steckt in der Zwickmühle: Nichts zu tun, wäre auch nicht gut angekommen.
Die Reaktion der Investoren auf die Ankündigungen zeigte: Die Anleger haben das Vertrauen weitgehend verloren. Der Bayer-Chef bleibt trotz nachvollziehbarer Ansätze wie der Trennung von der Tiermedizin oder Currenta in der Defensive.
Denn neben den ganzen Maßnahmen musste Bayer weiteren außerplanmäßigen Abschreibungsbedarf in Milliardenhöhe einräumen. Ob aus der Monsanto-Übernahme auch noch etwas droht und wie hoch letztendlich die Belastungen aus den Glyphosat-Klagen ausfallen, steht weiter in den Sternen.