Vermögensabgabe, Zwangsanleihe, Bargeldverbot. Die Schlinge des staatlichen Zugriffs auf Privatvermögen und Ersparnisse zieht sich langsam zu. In welchem Land und bei welcher Bank lassen Sie Ihr Vermögen verwahren, um auch in einem Krisenfall am sichersten darauf zugreifen zu können?
von Roland Klaus
Viele Banken und Finanzexperten predigen das Gebot der diversifizierten Geldanlage. Den guten alten Professor Markowitz und seine nobelpreisgekrönte Portfoliotheorie („Lege nicht alle Eier in einen Korb“) trägt die Branche zeitweise wie eine Monstranz vor sich her. Doch damit ist im Wesentlichen nur die Diversifikation zwischen den Anlageklassen gemeint. Also beispielsweise Aktien und Renten und Rohstoffe.
Doch ein ganz wichtiger Baustein einer ausgewogenen Geldanlage findet in den Medien kaum statt und wird auch in der Anlageberatung bei Banken und Vermögensverwaltern zumeist nur unter dem Ladentisch angeboten: gemeint ist die geopolitische Streuung.
Wenn die Zeichen an der Wand mich nicht trügen, dürfte in den kommenden Jahren eine solche Diversifikation sehr wichtig werden. Dabei geht es um die Frage nach dem geeigneten Ort für ihre Anlage. Oder anders gefragt: In welchem Land und bei welcher Bank lassen Sie Ihr Vermögen verwahren, um auch in einem Krisenfall am sichersten darauf zugreifen zu können?
Die aktuellen Entwicklungen in der Eurozone können einem als Anleger Angst machen. In Deutschland werden Zwangsanleihen ernsthaft diskutiert. In Frankreich sind Steuersätze bis zu 75 Prozent geplant. In Italien sind Bargeld-Transaktionen über 1000 Euro verboten. Die Grenze soll auf unglaubliche 50 Euro abgesenkt werden.
All dies zeigt den Willen der Staaten, ihre Bürger stärker zu gängeln, zu kontrollieren und zu schröpfen. Und das, was wir bisher sehen, dürfte erst die Spitze des Eisbergs sein. Besonders beim Besitz und der Besteuerung von Rohstoffen erwarte ich weitere Verschlechterungen und stärkere Kontrollen. So ist es verwunderlich, warum ausgerechnet eine der widerspenstigsten und unabhängigsten Anlageformen, nämlich der Besitz von physischem Gold, derzeit steuerlich bevorzugt wird, indem es nicht der Abgeltungsteuer unterliegt. Immobilienbesitzer stehen als nächstes auf der Liste. Die Erhöhung von Grundsteuer und Grunderwerbsteuer, die wir zuletzt gesehen haben, dürfte nur der Anfang sein.
Aus meiner Sicht spricht wenig dafür, seine gesamten Finanzen in einer Region zu konzentrieren, in der sich die Schlinge um den Hals des Anlegers immer weiter zuzuziehen droht. Nur damit wir uns richtig verstehen: Wir sprechen hier nicht von Steuerhinterziehung oder von Schwarzgeld. Wir sprechen von einer geopolitischen Diversifikation. Die Geldanlage im Ausland ist absolut legal. Sie verhindert, dass das gesamte Vermögen in einer einzigen politischen Jurisdiktion liegt und von der Willkür der dortigen Politiker abhängig ist.
Nun könnte man fragen: Was macht es für einen Sinn, sein Geld im Ausland anzulegen, wenn man sich ohnehin sämtlichen heimischen Regeln unterwirft und brav sämtliche Erträge erklärt und versteuert? Nun, der Knackpunkt kommt dann, wenn der Zugriff des Staates tatsächlich zunimmt und ein Maß erreicht, das man persönlich als nicht mehr zumutbar empfindet. Dann ist gefangen, wer seine Geldanlage auf das eigene Land beschränkt hat. Einen Ausweg wird es dann zu vertretbaren Konditionen nicht mehr geben.
Wer rechtzeitig diversifiziert, der hat zumindest eine Wahl, ob er sich diesen verschärften Regeln unterwirft. Falls es beispielsweise zu einem Besitzverbote für Edelmetalle kommen sollte, kann sich der Anleger bewusst dafür entscheiden, in die Illegalität zu gehen, indem er seinen Besitz verschweigt. Oder er kann sich einer übermäßigen Besteuerung durch eine Verlagerung seines Lebensmittelpunkts ins Ausland entziehen. Eine solche Option dürfte es für jemanden, der sein Geld ausschließlich im Inland angelegt hat, nicht geben. Denn ich rechne für einen solchen Fall mit der Einführung einer drakonischen Wegzugsbesteuerung.
Es geht also bei der regionalen Diversifikation der Geldanlage darum, einen Notausgang für den Fall einer zu erwartenden Verschärfung der staatlichen Restriktionen und Begehrlichkeiten zu schaffen. Ob und wie man diesen Notausgang nutzt, ist letztlich eine in höchstem Masse individuelle Frage, für die es kaum allgemeingültige Ratschläge gibt. Einige grundsätzliche Überlegungen zu diesem Thema habe ich in meinem Buch Wirtschaftliche Selbstverteidigung angestellt. Außerdem kann ich zu diesem Thema die Veröffentlichungen von Markus Miller (www.geopolitical.biz) und Simon Black (www.sovereignman.com) empfehlen, wobei Letzterer das Thema stark aus Sicht eines US-Bürgers beleuchtet.