Zehntausende Patienten sterben pro Jahr an Wechselwirkungen von Medikamenten. Insbesondere Senioren gefährdet. 65-Jährige schlucken heute im Schnitt sechs Arzneimittel pro Tag.
Experten warnen vor den Wechselwirkungen von Medikamenten, die für viele Patienten tödlich enden. Wie die Verbraucherzeitschrift GUTER RAT berichtet, sterben jedes Jahr Zehntausende Deutsche an Wechsel- oder Nebenwirkungen von Arzneimitteln, je nach Studie zwischen 25.000 und 58.000 Patienten.
Der Chefarzt der Klinik für Rheumatologie, Immunologie und Nephrologie am Asklepios Rheumazentrum Hamburg, Keihan Ahmadi-Simab, sagte GUTER RAT, wenn ein Patient fünf Medikamente am Tag nehme, müsse man mit zehn und mehr Wechsel- und Nebenwirkungen rechnen. 65-Jährige schlucken heute im Schnitt sechs Arzneimittel pro Tag.
Ahmadi-Simab zufolge leiden arzneimittelgeschädigte Patienten, die in seiner Klinik landen, vor allem unter Magen-Darm-Bluten, Versagen von Leber oder Niere, Herzinfarkt oder Muskelentzündung. „Die häufigsten Nebenwirkungen und Komplikationen werden durch die Medikamente verursacht, die am häufigsten verordnet werden. Das sind Blutfett- und Blutdrucksenker, Schmerzmittel, Antidepressiva und Magensäureblocker“, sagte Ahmadi-Simab. So werde bei Herzpatienten, die das Blutverdünnungsmittel Clopidogrel und gleichzeitig den Magensäureblocker PPI einnehmen, die Wirkung des Blutverdünners reduziert. Daher komme es zu 30 Prozent mehr Infarkten.
Ältere Patienten sind auch deshalb stärker gefährdet, weil sich mit dem Alter der Stoffwechsel ändert, Medikamente aber nur an jüngeren Menschen erprobt und erforscht werden. Die Pharmakologin Petra Thürmann hat mit Kollegen der Universität Witten/Herdecke eine Aufstellung von Medikamenten und ihren Wechselwirkungen erstellt, die Priscus-Liste.
Die Professorin sagte GUTER RAT, nach ihren Erkenntnissen nehmen 15 bis 20 Prozent der 75-Jährigen, die noch zu Hause leben, kritische Medikamente. Mit ihrer Liste wolle sie Ärzte über mögliche Nebenwirkungen und verträglichere Alternativen informieren. GUTER RAT zufolge kann die Priscus-Liste in einer Patientenversion direkt beim Bundesministerium für Bildung und Forschung heruntergeladen werden.