Werden die Briten zum Bestatter der Europäischen Union? Denn bleibt Cameron unerbittlich hart, die andere Seit aber auch, dann wird es auf ein EU-Aus der Briten hinauslaufen. Doch dann ist die Büchse der Pandora geöffnet und der Anfang vom Ende der Europäischen Union eingeläutet.
von Carsten Englert
Mancher kann es vielleicht schon nicht mehr hören, aber die Europäische Union und die Eurozone stecken in einer ernsten Krise. Und damit ist nicht nur die Schuldenkrise gemeint! Die Schuldenkrise ist vielmehr dabei nur das Ergebnis einer Strukturkrise. Schon früh hatten vereinzelte Experten gewarnt, dass eine gemeinsame Währung nicht funktionieren kann. Zu unterschiedlich waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Strukturen. Auf der einen Seite so wirtschaftlich starke und reiche Länder wie Deutschland, Frankreich, Luxemburg etc. Auf der anderen Seite eher arme Länder, die kaum mehr als Landwirtschaft und Tourismus zu bieten haben wie Griechenland oder Portugal.
Natürlich brauchen solche Länder eine andere Wirtschafts- und Geldpolitik als ein boomendes Industrieland. Doch die Geldpolitik wurde und wird europaweit geregelt, während die Wirtschaftspolitik nationale Angelegenheit ist. Das wurde dann zum doppelten Problem: Die gemeinsame Geldpolitik macht die schwachen Länder noch schwächer und die starken Länder dadurch noch stärker. Das macht wiederum die gemeinsame Geldpolitik immer stärker zur Spagat-Übung. Im Ergebnis wird der innere Druck auf den Euro immer größer. Und das nicht nur wirtschaftlich und geldpolitisch, sondern leider auch immer mehr gesellschaftlich. Die Massendemonstrationen in den Ländern, die unter dem Konstruktionsfehler Euro leiden, enden immer öfter in Gewaltausbrüchen. Vor allem gegen die deutsche Kanzlerin und ihre aufgezwungene Austeritätspolitk staut sich immer größere Wut in der Bevölkerung vor allem Griechenlands und Spaniens auf.
Großbritannien als Bestatter?
Aber auch auf politischer Ebene zeigt sich dieser Tage mal wieder, wie zerrissen die Europäische Union ist. Gerade laufen die Verhandlungen zur EU-Budgetplanung. Auch hier wieder zwei im Moment unversöhnliche Lager. Gut, bei den Briten ist man es ja von Anfang an gewöhnt, dass sie gegen den Strom schwimmen und wie immer für möglichst wenig Europa plädieren. Doch auch Deutschland und die anderen Nettozahler verstecken sich in Camerons Windschatten und hoffen so eine größere Sparsamkeit in klammen Zeiten durchsetzen zu können. Aber wer würde davon wieder profitieren?
Genau, die Geberländer, also die Länder, denen es sowieso schon besser geht. Die schon jetzt zum Sparen gezwungenen Länder bekommen weniger EU-Gelder und die Schere geht damit weiter auf, was wiederum den Druck erhöht ... Ein Teufelskreis! Dabei ist es unerheblich, ob sich die EU jetzt auf einen Budgetplan über 950 Milliarden, 980 Milliarden oder 1,1 Billionen Euro verabschiedet. Die wichtige und unerfreuliche Erkenntnis, die man daraus ziehen muss, ist dass der Europäische Gedanke der Anfangsstunden verflogen ist und die EU in ihrer Grundexistenz bedroht ist! Es scheint, als wurde zusammengeschweißt, was nicht zusammenpasst. Derzeit ist die Schweißnaht kurz vor dem Aufbrechen.
Werden die Briten zum Bestatter der Europäischen Union? Denn bleibt Cameron unerbittlich hart, die andere Seit aber auch, dann wird es auf ein EU-Aus der Briten hinauslaufen. Doch dann ist die Büchse der Pandora geöffnet und der Anfang vom Ende der Europäischen Union eingeläutet. Welche Folgen das konkret hätte kann man nur spekulieren. Aber eine weitere Schockwelle für die am Boden liegende europäische Wirtschaft wäre sicher fatal. Die Aktienmärkte würden sicher auch keine Freudenparties feiern. Deshalb ist es für Anleger eine unabdingbare Hausaufgabe, die Entwicklungen in der europäischen Politik genauestens zu beobachten, um große Vermögensschäden zu verhindern!