Fiat Chrysler (FCA) will mit Tesla Auto-Flotten in Europa poolen, um die CO2-Grenzwerte einzuhalten. Tesla kriegt dafür Milliarden und wird damit vor dem Untergang bewahrt - denn die Geschäfte des E-Auto-Bauers laufen bedrohlich schlecht.
Börsen-Zeitung: "Blaupause für die Branche", Kommentar zu Tesla von Sebastian Schmid
Die Lage des US-Autobauers Tesla war zuletzt alles andere als komfortabel. Im ersten Quartal produzierte das Unternehmen mit 77000 Autos weit weniger als erwartet. Die Auslieferungen stürzten gegenüber dem vierten Quartal um ein Drittel ab und CEO Elon Musk rechnet mit einem Verlust.
Um die Verluste und den Barmittel-Abfluss zu minimieren, wurden bereits Filialschließungen angeordnet. Zugleich wächst die Sorge bei Investoren, dass die Nachfrage für die bestehende Angebotspalette nachlässt und eine Auslastung der hochgefahrenen Produktionskapazitäten bis zum Marktstart des Model Y im Herbst 2020 nicht gesichert ist.
Daher dürfte Tesla eine neue Erlösquelle gerade rechtkommen.
Fiat Chrysler (FCA) soll sich mit Tesla darauf verständigt haben, die beiden Flotten in Europa zu poolen, um die CO2-Grenzwerte, die ab 2021 gelten, einzuhalten. Analysten hatten zuvor berichtet, dass dem elektrisch abgehängten italienisch-amerikanischen Konzern bis zu 2 Mrd. Euro Strafe drohen, weil emissionsarme alternative Antriebsvarianten fehlen.
Der Hase, den CEO Mike Manley nun aus dem Hut zaubert, ist im Prinzip ein alter. Emissionszertifikate werden in der EU seit 2005 gehandelt. Und letztlich macht FCA hier nichts anderes - und hat mit Tesla einen erfahrenen und gut bestückten Verkäufer gefunden. In den vergangenen Jahren ist der Umsatz, den der US-Elektroautopionier mit diversen Nullemissions-Zertifikaten überwiegend in den USA erzielt hat, kontinuierlich auf mehr als 420 Mill. Dollar angewachsen.
In den kommenden Jahren, wenn in China sowie der EU strengere Richtlinien gelten und in den USA - trotz Präsident Donald Trump - einige Vorgaben verschärft werden, winkt dem Musk-Konzern ein Milliardengeschäft, das nicht einmal zusätzliche Kosten verursachen dürfte.
Bei der kolportierten Vereinbarung handelt es sich um ein klassisches Win-Win-Geschäft. Denn während Tesla für das angestammte Geschäft dringend benötigte Deckungsbeiträge generiert, kann FCA günstiger und risikoärmer die CO2-Grenzwerte erreichen, als dies bei einem großvolumigen Einstieg in das Geschäft mit Elektromobilität der Fall wäre.
Das Geschäft mit dem Model-3-Hersteller könnte zur Blaupause für andere mittelgroße Autobauer werden - entweder weil ihnen die milliardenschweren Investitionen in alternative Antriebstechnologien über den Kopf wachsen oder weil bestimmte Technologien wie der Plugin-Hybridantrieb für Fahrzeuge im Volumensegment (noch) zu teuer sind.