Axel-Springer-Aktien waren zuletzt rund 30% weniger wert als vor einem Jahr. Hier nutzt nun US-Investor KKR die Gunst der Stunde. Ob er das sinkende Schiff jedoch retten kann, ist zweifelhaft. Döpfner und Friede Springer mit im Boot.
Im März hatte der Medienkonzern vor einem Gewinnrückgang im laufenden Jahr nach zahlreichen profitablen Quartalen gewarnt. Springer versucht, mit Online-Nachrichtenangeboten die schwächelnde Entwicklung bei klassischen Printmedien auszugleichen.
Axel Springer 1 Jahr
Börsen-Zeitung: "Das Gebot der Stunde"
Kommentar zum Einstieg des Finanzinvestors KKR bei Axel Springer von Heidi Rohde
Für Investoren auf der Suche nach preisgünstigen Übernahmezielen ist die hiesige Medienbranche unzweifelhaft ein Blickfang.
Bei ProSiebenSat.1 verführte ein Kursverfall von 45% binnen Jahresfrist die vom umtriebigen Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi kontrollierte italienische Sendergruppe Mediaset zum Einstieg; Axel-Springer-Aktien waren zuletzt rund 30% weniger wert als vor einem Jahr. Hier nutzt nun KKR die Gunst der Stunde.
Als langjähriger früherer Eigentümer von ProSiebenSat.1 ist für die im Mediengeschäft erfahrene Private-Equity-Gesellschaft bei dem Berliner Verlag der Boden bereitet.
Konzernchef Mathias Döpfner, der als wesentlicher Architekt des angestrebten "Konsortiums" aus KKR, Verlagserbin Friede Springer und ihm selbst gelten darf, hat die Verschuldung des Konzerns zuletzt wieder auf ein relativ komfortables Maß zurückgefahren, das auch Spielraum für den Einstieg eines Investors lässt, der klassisch auf einen Schuldenhebel setzt.
Überdies trägt die geplante Struktur dem Anspruch Rechnung, den Döpfner vor drei Jahren auch mit der damals geplanten Umwandlung von Springer in eine KGaA verfolgt hatte: der Aufnahme zusätzlicher Mittel, ohne die Durchgriffsrechte von Friede Springer zu gefährden, falls diese ihre Mehrheit im Zuge von Kapitalmaßnahmen verlieren sollte. Das Unterfangen war damals auf breiten Widerstand gestoßen und wurde deshalb aufgegeben.
Auch der nun erwogene Schritt ist ein Wagnis, vor allem für KKR, die ein öffentliches Angebot an den Streubesitz eines MDax-Unternehmens wagt - mit allen Risiken durch bekannte "Störenfriede" (Hedgefonds) und die Dauer eines langen Squeeze-out.
Wenn das Going Private indes gelingt, behält die Familie zusammen mit Döpfner das Sagen bei Springer und kann ihre Strategie unbehelligt von nervösen Zuckungen der Börse vorantreiben. Sie gewinnt zudem einen kapitalstarken Partner, der die ambitionierten Umbau- und Expansionspläne unterstützen kann.
Döpfner hat wenig Zweifel daran gelassen, was er für das Gebot der Stunde hält: Investitionen in die "digitalen Wachstumsfelder" im Journalismus und im Rubrikengeschäft mit dem Ziel einer kritischen Größe, die auch der Konkurrenz von allen US-Internetriesen gewachsen ist.
Darüber hinaus hat Springer auch den großen Wurf nicht gescheut. 2015 war der Versuch einer Fusion mit ProSiebenSat.1 gescheitert. Eine Wiederauflage wäre mit KKR als Partner nicht ausgeschlossen, wobei Mediaset dies just erschwert hat.