Der Ölpreis (WTI) verliert heute sage und schreibe über 70% auf aktuell bis auf 5 USD. Damit ist der Preis deutlich unter das „Panik-Tief“ von Ende März bei knapp unter 20 USD gerauscht.
Doch im Gegensatz zu damals ist heute von Panik keine Spur, weshalb man (noch) vorsichtig sein sollte. Ende März gab es an der Terminbörse eine regelrechte Panik und der Ölpreisverfall war in allen Medien ein großes Thema. Insofern war eine Spekulation auf kurzfristig steigende Kurse angebracht.
Und tatsächlich stieg der Preis in wenigen Tagen von 20 USD bis 28,34 USD am 03. April. Seitdem aber bröckelt der Kurs ohne größere Gegenwehr immer weiter ab und mit dem Fall unter das bisherige Tief vom 30. März brachen nun alle Dämme.
Doch im Gegensatz zu Ende März scheint die Panik am Ölmarkt noch nicht ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass das Panik-Tief dieses Mal noch tiefer ausgelotet werden muss.
Es muss – ähnlich wie jüngst beim Uran – zu einem Wegbrechen des Angebotes kommen. Die Einigung der OPEC, lediglich 9,7 Barrel am Tag weniger zu fördern, ist angesichts der eingebrochenen Nachfrage zu wenig. Was wir unserer Meinung nach jetzt sehen müssen, damit der Markt sich stabilisiert, sind reihenweise Pleiten von kleineren Ölgesellschaften, insbesondere in den USA und in der Nordsee.
Einem FT-Artikel zufolge haben die Öl-Bohrgeräte und Bohrinseln, die in schottischen Häfen gelagert werden, einen historischen Höchstwert erreicht. Sprich: Es lohnt sich nicht mehr, dort nach neuen Ölvorkommen zu suchen und diese zu fördern. Link: https://www.ft.com
Hinzu kommt: Fast alle großen Öltanker wurden in den letzten Wochen gefüllt. Die Tankermieten schossen regelrecht nach oben, da es lukrativ ist und ein sicheres Geschäft war, das Öl zu den aktuellen Preisen zu kaufen und sich gleich über den Future, der weit höher notiert (Contango-Situation) den Arbitrage-Gewinn einzustreichen.
Tankeraktien wie Frontline (USA: FRO) erlebten eine Renaissance, da die großen Ölhändler mit diesem Business („Öl auf Tanker parken“) trotz hoher Tankermieten ein sicheres Geschäft machen konnten. Das Öl-Contango erreichte am 17. April mit +13 USD einen neuen Allzeit-Rekord. Sprich: Der entfernte Kontrakt war deutlich teurer als der nächstliegende. Dies ist immer bei einem Angebotsüberhang der Fall. Contango-Spitzen zeigen häufig Preistiefs an, weshalb von dieser Seite gute Chancen auf ein nahes Tief bestehen.
Die Blüten des Ölgeschäftes haben nun sogar unser WTI-Endlos-Zertifikat der Societe Generale (ISIN DE000CU0GKM2) erreicht. Dieses ist ausverkauft! Es werden keine Briefkurse vom Emittenten gestellt. Wer dieses aktuell kaufen will, ist also darauf angewiesen, dass es einen Verkäufer gibt. Aber da anscheinend zu diesem Preis (verständlicherweise) niemand verkaufen will, steht nun an allen Börsenplätzen eine Null im Angebot.
Wer in den kommenden Tagen verbilligen möchte, steht damit vor einem Dilemma. Es ist schlicht mit diesem Zertifikat nicht mehr möglich! Und es gibt derzeit am Markt auch kein Zertifikat, mit dem man den WTI-Preis mehr nachbilden kann. Lediglich auf die Ölsorte BRENT gibt es noch ein letztes Zertifikat von HSBC (ISIN:DE000TD5BRE6). BRENT handelt aktuell mit 27 USD jedoch mehr als doppelt so teuer wie WTI bei 13,60 USD, ebenfalls historisch einmalig!
Öl in 3 Jahren wieder auf 80 USD?
Wir haben am Wochenende mit einem Ölhändler gesprochen, der seit 20 Jahren im Geschäft ist. Er ist davon überzeugt, dass in den kommenden Wochen auf Sicht von 3-4 Jahren die ideale Zeit wäre, um Ölaktien zu kaufen. Allerdings sollte man sich auf die großen Blue Chips konzentrieren, welche diese Krise eher überleben werden, als die vielen kleinen Player.
Nach Corona wird es ein paar Monate dauern, bis der Ölmarkt diese Verwerfungen verarbeitet hat und die Marktbereinigung abgeschlossen ist. Sollte die Weltwirtschaft eines Tages wieder rund laufen, könnte es eines Tages jedoch einen Angebotsschock durch das nun eliminierte Angebot geben. „Es kann sich im Moment niemand vorstellen, aber ich kann man in ein paar Jahren wieder Ölpreise von 80-100 USD vorstellen“, so der Ölhändler. Alles, was gerade an Angebot dauerhaft vernichtet wird, lege die Basis dafür.
Gold
Beim Gold spiegeln die Daten an der Terminbörse immer mehr die Zeit zwischen Ende 2008 und 2011 wieder. Damals waren wir ebenfalls in einem Bullenmarkt für Gold.
Zur Erinnerung: Mit dem dem Lehman-Crash wurde der Goldpreis zunächst von 1.000 auf 666 USD durch Zwangsliquidationen gedrückt, konnte dann aber mit dem Anstieg auf das bisherige Hoch bei 1.921 USD Anfang September 2011 alle Anlageklassen outperformen. Damals wie heute waren Goldaktien die ersten Aktien, die neue Hochs markierten. Und auch der Goldpreis brauchte nicht lange, um sein altes 1.000 USD-Hoch wieder zu überschreiten.
Was sind nun die Parallelen zu damals an der Terminbörse? Die Commercials schieben damals wie heute zwar eine hohe Shortposition vor sich her, gehen aber nicht mehr aggressiv gegen den Preis vor! Im Gegenteil: Man hat das Gefühl, dass man den Preis ab und an „von der Leine“ lässt, da der Druck im Kessel zu groß wird.
Konkret hat man zum letzten Fixing am Dienstag, als der Preis beachtliche 1.714 USD betrug (Vorwoche 1.652 USD; somit 62 USD höher) die Shorts nur minimal um knapp 3.000 Kontrakte auf -397.247 ausgebaut, die Longs hat man um gut 2.000 Kontrakte reduziert. In einem „normalen“ Goldmarkt (kein Bullenmarkt) wäre ein so großer Preisanstieg mit einer deutlichen Ausweitung der Shorts einhergegangen. Die Netto-Short-Position liegt zwar bei circa -280.000 Kontrakten immer noch relativ hoch. Aber auch das war im Bullenmarkt bis 2011 normal.
Fazit: Gold sieht weiterhin prächtig aus. Alles andere, als neue Hochs im USD in den nächsten 2-3 Jahren (vielleicht auch viel schneller) wären eine große Überraschung. In Euro und vielen anderen Währungen wurde letzte Woche ja bereits wieder ein neues Hoch markiert. Die größten Gelddruckmaßnahmen und Verschuldungsorgien der Weltgeschichte gehen nicht spurlos am „echten Geld“, welches im Gegensatz zu allen FIAT-Papiergeldwährungen kein Ausfallrisiko besitzt, vorüber!
Uran
Während der Ölpreis fällt, steigt der Uranpreis heimlich, still und leise immer weiter. Lag er Mitte März noch bei 24 USD, stehen wir aktuell bei über 32 USD. Unser Musterdepotwert, die Uranium Participation Corp (Kanada U, WKN A0EQYX) hat im letzten Monat 55% zulegen können, handelt aber immer noch über 10% unter dem Wert des physischen Urans, welches man eingelagert hat. In einem Uran-Bullenmarkt wird der Preis der Aktie eines Tages über dem NAV handeln – so war es im letzten Uran-Bullenmarkt, der vor 10 Jahren endete. (rohstoffraketen.de)
Geht der Ölpreis ins Minus?
Bei Öl gibt es derzeit ein riesiges Überangebot. Aktuell werden rund 3 Milliarden Liter pro Tag zu viel produziert. Die Quellen sprudeln, die Pipelines sind voll, die Tanker unterwegs. Gibt es bald eine Prämie für jemanden, der Öl abnimmt? Michael Mross im Gespräch mit Sascha Opel:
(Interview vom 3.4.2020)