Aktionärsschützer üben deutliche Kritik an den Bedingungen für mögliche Milliardenhilfen des Staates für die in der Coronakrise in Not geratene Lufthansa.
"Die Lufthansa ist unverschuldet in diese Krise geraten. Die Forderung von acht oder neun Prozent Zinsen für die stille Beteiligung des Staates erinnert mich an Wucher", sagte Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Dienstagsausgaben).
"Es geht hier doch nicht um einen Strafzins, weil die Lufthansa sich massiv fehlverhalten hat." Bei einem möglichen Einstieg des Staates bei dem Konzern sei zudem die Frage entscheidend, zu welchem Aktienkurs dies geschehe. "Diesen Punkt darf man nicht unterschätzen. Hier sind alle Interessen sehr fein abzuwägen", warnte Tüngler.
"Ein zu niedriger Kurs würde sehr viel Porzellan bei allen Beteiligten zerschlagen." Zudem sprach er sich in den Funke-Zeitungen gegen einen Einfluss des Staates auf Unternehmensentscheidungen aus. "Wenn man der Lufthansa eine Chance geben will und da so viel Geld reinsteckt, muss Herrn Spohr auch die Möglichkeit haben, frei zu agieren und die Kostenstruktur anzupassen", sagte der DSW-Hauptgeschäftsführer.
Die Lufthansa werde zukünftig kleiner ausfallen und Konzernchef Carsten Spohr müsse dafür müssen Sorge tragen, dass sie auch wieder Geld verdient. "Das geht nur über die Kostenseite. Wenn die Politik sich von vornherein einmischt, wird das nahezu unmöglich." Tüngler nannte es "schwerwiegend genug", dass der deutsche Staat im Zuge des Rettungspaketes für die Lufthansa eine Sperrminorität erhalten soll.
Eine politische Einflussnahme des Staates gehe aber "eindeutig zu weit und ist sogar gefährlich". Zudem müsse bei einem Einstieg des Staates schon heute darüber gesprochen werden, wann und unter welchen Bedingungen der Exit stattfindet und welche Meilensteine auf dem Weg dahin zu erreichen sind. Der Anlegerschützer mahnte: "Sonst wird der Lufthansa ein Korsett angelegt, das sie nie wieder los wird."
Foto: Lufthansa-Maschine, über dts Nachrichtenagentur