Der US-Ökonom Nouriel Roubini rechnet nicht mit einem raschen Aufschwung der US-Konjunktur.
"Natürlich werden wir in der zweiten Jahreshälfte einen Aufschwung sehen. Nur wird es kein echter sein, sondern eine Sinnestäuschung", sagte Roubini dem "Spiegel".
Die Wirtschaft sei so steil abgestürzt, dass es praktisch unausweichlich sei, dass sie irgendwann wieder zulege. "Aber das wird den Absturz in keiner Weise kompensieren.
Selbst Ende 2021 wird die US-Konjunktur noch unter dem Niveau von Anfang 2020 liegen, zu viel ist kaputtgegangen", sagte Roubini.
Auch die lang anhaltende Euphorie an den Aktienmärkten nach dem Absturz der Wirtschaft sieht Roubini skeptisch. "Die Börse macht sich etwas vor", so der Ökonom. Die reichsten zehn Prozent der Amerikaner hielten 90 Prozent des Aktienkapitals, 75 Prozent besäßen dagegen überhaupt keine Aktien.
"Das System ist krank, und deswegen gehen die Leute auf die Straße", so Roubini weiter. Die Unruhen nach dem gewaltsamen Tod des Schwarzen George Floyd in Minneapolis hätten auch einen sozialen Hintergrund. "Viele der nicht regulär Vollzeitbeschäftigten erhalten nach drei Monaten keine staatlichen Transfers mehr. Die können dann ihre Miete und ihre Telefonrechnungen nicht mehr bezahlen, Strom und Wasser werden abgestellt."
Dass Donald Trump im Fall einer Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen im November freiwillig das Weiße Haus räumt, glaubt Roubini nicht. Trump werde sich einer knappen Wahlniederlage nicht ohne Weiteres fügen.
"Er wird China, Russland, Schwarzen oder Immigranten die Schuld geben und sich wie der Diktator einer Bananenrepublik aufführen. Er wird seine Anhänger zu den Waffen rufen, es laufen genügend bewaffnete weiße Faschisten herum. Die weist er oft genug auf den 2. Verfassungszusatz hin, der den Bürgern Waffenbesitz erlaubt."
Foto: US-Flagge, über dts Nachrichtenagentur