Der Einstieg der Bundesregierung beim Tübinger Biotechunternehmen Curevac stößt bei Ökonomen und in der Opposition auf Kritik. "Diese Industriepolitik sehe ich sehr kritisch. Das hat sich durch die Coronakrise nicht geändert. Sie dient vor allem protektionistischen Zwecken", sagte der Chef der Wirtschaftsweisen, Lars Feld, der "Welt" (Montagsausgabe).
"Man möchte ausländische Investoren daran hindern, Unternehmen in Deutschland zu übernehmen. Dies wird nicht ohne Reaktion anderer Staaten bleiben." Es drohe eine zunehmende Abschottung in Europa. Angesichts der Bedeutung der Globalisierung für den Erfolg der deutschen Wirtschaft sei das eine "falsche Strategie", sagte Feld.
Ablehnend äußerte sich auch der Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (IfW), Gabriel Felbermayr: "Die Bundesregierung will mit dem Einstieg bei Curevac wohl signalisieren, dass sie alles tut, um die Versorgung der Bevölkerung mit einem Impfstoff sicherzustellen. Es handelt sich damit um ein politisches Kalkül", sagte er der "Welt". Ökonomisch sei der Einstieg sehr kritisch zu sehen. "Es gibt viele weitere Firmen, die an einem Impfstoff arbeiten. Mit der Finanzierung von Curevac wird massiv in den freien Wettbewerb eingegriffen."
Deutliche Kritik äußerte auch FDP-Haushaltspolitiker Otto Fricke. "Die Beteiligung des Bundes an Curevac ist eine riskante Wette auf die Zukunft und ein ordnungspolitischer Sündenfall", sagte er der Zeitung. Viele Unternehmen forschten derzeit an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19, davon mehrere aus Deutschland. "Warum der Bund nun ausgerechnet bei Curevac einsteigt, nicht aber etwa bei Biontech, zeigt, wie willkürlich diese Entscheidung ist."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hatte in der vergangenen Woche verkündet, dass der Staat mit 300 Millionen Euro bei dem Tübinger Unternehmen einsteigt. Das entspricht einem Anteil von etwa 23 Prozent. Curevac arbeitet wie der Mainzer Konkurrent Biontech an einem Impfstoff gegen Covid-19.
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