Nach dem steilen Anstieg der letzten Monate droht an den Börsen nun wieder ein Absturz. Wie tief kann es gehen? Und welchen Einfluss haben die US-Präsidentschaftswahlen auf die Finanzmärkte?
von Sven Weisenhaus
Am Freitag wurden in den USA die Inflationsdaten für den Monat August veröffentlicht. Demnach sind die Verbraucherpreise um +0,4 % zum Vormonat und um +1,3 % zum Vorjahr gestiegen. Die Konsensschätzungen hatten bei +0,3 % bzw. +1,2 % gelegen und wurden damit etwas übertroffen.
Die Kernrate, bei der die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise außen vor gelassen werden, stieg auf +0,4 % und +1,7 %. Die Erwartungen lagen hier bei +0,2 % bzw. +1,6 % VJ. Auch hier wurden die Erwartungen also übertroffen.
Zudem hat sich der Anstieg der Inflationsraten, entgegen den Erwartungen, damit fortgesetzt. Und sie nähern sich somit weiterhin mit großen Schritten dem eigentlichen Inflationsziel der US-Notenbank von 2 %. Zur Erinnerung: Im Mai lag die jährliche Inflationsrate noch bei nur 0,1 %.
Man stelle sich einmal vor, für welche Diskussionen diese Entwicklung an den Märkten gesorgt hätte, wenn die US-Notenbank auf ihrer letzten Sitzung keinen Strategieschwenk verkündet hätte. Wahrscheinlich wäre die Angst geschürt worden, dass die US-Notenbank spätestens bei Erreichen der 2%-Marke ihren geldpolitischen Fuß vom Gaspedal nimmt, um ein deutliches Überschießen der Zielrate zu verhindern.
Womöglich wären die Aktienmärkte dann auf Tauchstation gegangen und der Dollar hätte deutlich an Stärke gewonnen. Beides wäre schlecht für den Wirtschaftsaufschwung.
Denn in den USA ist Aktienbesitz deutlich weiter verbreitet als hierzulande. Und sinken die Kurse, sinkt das Vermögen – und damit womöglich die Konsumfreude der Bürger. Ein steigender Dollar kann zudem die Exportwirtschaft der USA belasten, weil dadurch US-Waren für das Ausland teurer werden.
Doch genau diesen Befürchtungen ist die US-Notenbank zuvorgekommen, indem sie eine Strategieanpassung verkündet hat. Sie blickt nun stärker auf das Ziel der Vollbeschäftigung und lässt dabei eine höhere Inflation für einen gewissen (unbestimmten) Zeitraum zu. – Das kam wohl zum genau richtigen Zeitpunkt.
Wie geht es weiter?
Und damit möchte ich mich in die Sommerpause verabschieden. Wenn Sie auch in der kommenden Woche von Stockstreet mit solchen und ähnlichen Informationen versorgt werden möchten, dann kann ich Ihnen die Stockstreet-Börsenbriefe wärmstens empfehlen.
Im Premium-Trader war zum Beispiel kürzlich zu lesen, dass sich im DAX die Aufwärtsbewegung zwar seit dem Juni-Hoch und spätestens mit dem Bruch des Aufwärtstrendkanals (grün im folgenden Chart) deutlich abgeschwächt hat, allerdings seitdem immer noch höhere Tiefs vorliegen (flachere grüne Aufwärtstrendlinie).
Man könnte damit auf die Idee eines aufsteigenden Dreiecks kommen. Doch dafür fehlt der eindeutige horizontale Widerstand. Und der Index wäre auch schon zu weit in die Spitze der Formation hineingelaufen, so dass diese sowieso an Signalwirkung eingebüßt hätte.
Und so müssen die Bullen leider ohne ein gewöhnlich trendbestätigendes und somit bullishes aufsteigendes Dreieck auskommen. Das ist allerdings, wie die Leser des Premium-Traders auch schon wissen, aktuell besonders brisant.
Denn in US-Wahljahren schwächelt der DAX in den Sommermonaten typischerweise, wobei es aber noch zu höheren Tiefs kommt (siehe folgender Chart). Im September ist sogar ein neues Hoch drin. Doch dann ereilt den deutschen Leitindex oft eine deutliche Schwäche.
Und dieser saisonale Verlauf passt extrem gut zum diesjährigen Kursgeschehen im DAX (siehe DAX-Chart oben).
Wenn die Korrektur in den USA noch nicht beendet ist – und das ist angesichts der zeitlichen Kürze der bisherigen Abwärtsbewegung zu erwarten – dann muss man im DAX davon ausgehen, dass die Folge höherer Tiefs bald endet. Und damit könnte in diesem Jahr auch im deutschen Leitindex noch der saisonal typische Rücksetzer folgen.