Die deutsche Automobilindustrie warnt vor der Deindustrialisierung in Europa, sollten die Klimapläne der EU-Kommission umgesetzt werden.
"Europa geht mit diesem neuen Vorhaben, der kurzfristigen massiven Verschärfung der CO2-Ziele, einen zu risikoreichen Weg", sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, dem "Handelsblatt" (Dienstagausgabe). Die Automobilindustrie arbeite an der Transformation.
"Aber dirigistische Eingriffe, die die Erreichung von Unternehmenszielen unmöglich machen, gehen nicht ohne zusätzliche, schmerzhafte Arbeitsplatzverluste einher. Darüber muss es eine ehrliche Diskussion geben, dafür trägt dann die Politik die Verantwortung." Wenn die EU sich auf bestimmte Antriebsarten beschränke oder eine Vielzahl von starren Zielvorgaben erlasse, "dann passt die Regulierung irgendwann nicht mehr zusammen und schadet dem Industriestandort massiv", warnte Müller.
Sie könne nicht erkennen, "wie die EU-Kommission den Kontinent zu einem Leitmarkt entwickeln will, der Klimaschutz und Industriepolitik verbindet". Die EU-Kommission will an diesem Dienstag ihre konkreten Pläne vorstellen, wie sie bis 2050 klimaneutral in der Produktion werden will. Dazu sollen die Vorgaben für das Zwischenziel 2030 verschärft werden.
Die Autobauer etwa müssten ihre Flottengrenzwerte im Vergleich zu 2021 nicht um 37,5 Prozent, sondern sogar um die Hälfte senken. "Es ist bedauerlich, dass die EU-Kommission offenkundig in keiner Weise die verschärfte wirtschaftliche Lage der Industrie in Folge der Coronakrise berücksichtigt", kommentierte Müller die Pläne.
Die Krise beanspruche die Wirtschaft enorm, die zu dem Ziel stehe, bis 2050 klimaneutral zu sein. "Aber wir müssen auch verantwortlich über die Fähigkeit der verschiedenen Wirtschaftsbereiche reden", stellte Müller klar. "Wir können die Klimaziele nicht beliebig verschärfen."
Foto: Ausfahrts-Schild an einer Autobahn, über dts Nachrichtenagentur