Der Wirtschaftsforscher Marcel Fratzscher hat dem Eindruck widersprochen, Deutschland sei bislang gut durch die Coronakrise gekommen.
Natürlich könne man Deutschland mit Italien und Spanien vergleichen, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Tatsächlich hat Deutschland aber mehr Infizierte und Tote pro eine Million Einwohner als die meisten anderen Länder. Die Wirtschaft schrumpft stärker. Und die Einschränkungen des täglichen Lebens sind signifikant."
Trotzdem empfänden viele Menschen, Deutschland sei glimpflich davongekommen. Fratzscher sieht hier ein "beeindruckendes Maß an Solidarität und Hilfsbereitschaft" als Ursache. Dies sei eine Stärke Deutschlands.
"Die Menschen haben zusammengehalten und die Schwächsten geschützt - auch dank unseres guten Sozial- und Gesundheitssystems", sagte er.
Der Top-Ökonom verglich die Lage der Bundesrepublik mit den USA: Während in Amerika in den ersten Monaten der Pandemie 40 Millionen Menschen ihre Arbeit verloren und sich viele keine Gesundheitsversorgung leisten könnten, seien in Deutschland 7,5 Millionen Menschen in Kurzarbeit gegangen und nicht durchs Raster gefallen.
Fratzscher: "Jeder bekommt eine gute Gesundheitsversorgung ohne große Unterschiede, vor allem in lebensbedrohlichen Lagen."
Foto: Seniorin mit Mundschutz und Einkaufstüte, über dts Nachrichtenagentur