Creditreform-Geschäftsführer Volker Ulbricht erwartet, dass die Zahl der Privatinsolvenzen im kommenden Jahr signifikant steigen wird.
"Wir gehen davon aus, dass wir schon im kommenden Jahr bis zu 110.000 Privatinsolvenzen verzeichnen könnten", sagte Ulbricht der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zuletzt lag die Zahl zur Zeit der Finanzkrise so hoch.
Im Vergleich zu den Erwartungen in diesem Jahr wäre es fast eine Verdopplung: Für 2020 rechnet die Wirtschaftsauskunftei mit knapp 61.000 Privatinsolvenzen. Das sind zwar rund 2.000 weniger als noch 2019, finanziell besser aufgestellt als im Jahr zuvor sieht Creditreform Privathaushalte jedoch nicht.
Der Grund für die Verzerrung ist für Ulbricht auch politisch begründet: "Das Restschuldbefreiungsverfahren wurde zum 1. Oktober von sechs auf drei Jahre verkürzt. Viele haben deshalb ihren Antrag zurückgestellt." Entsprechend würden die Zahlen steigen, wenn diese "Altfälle" das Insolvenzverfahren beginnen.
Hinzu kommt für den Creditreform-Geschäftsführer: "Mit anhaltender Pandemie bekommen immer mehr Soloselbstständige und Kleinunternehmer wirtschaftliche Probleme. Ohnehin beobachten wir seit Jahren, dass der Anteil ehemaliger Unternehmer und Selbstständiger stark steigt."
Am Dienstag wird die Wirtschaftsauskunftei den neuen Schuldner-Atlas Deutschland veröffentlichen. Ein Trend aus den vergangenen Jahren werde sich fortsetzen, sagte Ulbricht im Vorfeld zur NOZ: "Die Tendenz, dass insbesondere Männer, ausländische Mitbürger und junge Menschen im Alter bis 25 Jahren von einer Privatinsolvenz betroffen sind, hält an."
Foto: Euromünzen, über dts Nachrichtenagentur