Das Centrum für Europäische Politik (cep) hat Vorschläge unterbreitet, wie dem Medikamentenmangel und gefälschten Präparaten vor allem in ärmeren EU-Ländern durch sogenannte Parallelimporte begegnet werden könnte.
Der Freiburger Thinktank bringt dabei Einschränkungen des EU-Binnenmarktes, einen Subventionsfonds sowie Einheitspreise ins Spiel, wie die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten.
"Parallelhandel führt zu Arzneimittelengpässen, intransparenter Preisgestaltung und Kalkulationsproblemen für Händler. Zudem erhöht es das Risiko gefälschter Medikamente und birgt damit gesundheitliche Gefahren", sagte cep-Gesundheitsexpertin Nathalja Nolen den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben).
Bei Parallelimporten nutzen Großhändler die Preisunterschiede für identische Medikamente innerhalb der EU, um Arzneimittel in ärmeren Ländern wie etwa Griechenland, Portugal sowie Ost- und Mitteleuropa billig einzukaufen und diese in Ländern mit einem höheren Preisniveau wie Deutschland, Dänemark und Schweden auf den Markt zu bringen.
In dem Papier wird der Gesamtwert der Parallelimporte innerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums mit Stand 2019 auf jährlich rund 5,7 Milliarden Euro beziffert.
In Deutschland stammt etwa jedes zwölfte Medikament aus dem EU-Ausland (8,5 Prozent), in Schweden sind es zwölf Prozent, in Dänemark sogar 26,2 Prozent. Die cep-Experten bringen dazu drei Optionen ins Spiel: Eine Möglichkeit wäre der Ausschluss von Medikamenten aus den Regeln des EU-Binnenmarktes.
Dies würde dem Papier zufolge jedoch dem Kernanliegen des Staatenbundes widersprechen - dem freien Warenverkehr zwischen den Mitgliedstaaten. Weitere Vorschläge sind eine Umverteilung zwischen den nationalen Gesundheitssystemen durch einen Subventionsfonds sowie einheitliche Preise für alle Medikamente in Europa.
Die cep-Experten weisen jedoch darauf hin, dass auch Einheitspreise eine Umverteilung zwischen reicheren und ärmeren Staaten erfordern, um die Versorgung zu sichern. Fazit des cep-Experten Stephan Balling: "Keine dieser Optionen löst die Probleme, ohne andere Probleme zu verursachen." Nolen und Balling plädieren für eine politische Debatte darüber, welche Kompromisse eingegangen werden sollten.